Dieser Artikel wurde am 3. Juli 2016 veröffentlicht und am 18. Februar 2025 überarbeitet.
Du liegst im Zelt, der Himmel ist sternenklar, es ist kalt. Du könntest dir jetzt den tollen Sternenhimmel anschauen, doch stattdessen mummelst du du dich in deinen Schlafsack ein und sehnst dich nach Wärme. Wenn dir erstmal kalt ist, ist wieder warm werden ein nahezu unmögliches Unterfangen. Diese Erfahrung musste ich auf meiner ersten Reise auf dem Jakobsweg machen. Ich versuchte bei Temperaturen zwischen 2 und 3°C in einem Wohnwagen auf einer Höhe von 1.200m zu schlafen. Doch das war in meinem Sommer-Schlafsack mit einer Komforttemperatur von +10°C gar nicht so einfach. Mit den folgenden Tricks passiert dir das nicht.
Die Wärmeleistung deines Schlafsacks
Bevor wir zu den Tricks kommen, mit denen du die Wärmeleistung deines Schlafsacks steigern kannst, gehe ich auf die verschiedenen Temperaturangaben auf deinem Schlafsack und damit auf die Wärmeleistung ein.
Die Temperaturangaben auf deinem Schlafsack und ihre Bedeutung
Auf jedem in der EU gekauften Schlafsack findest du drei verschiedene Temperaturangaben.
- Die Komforttemperatur (die höchste angegebene Temperatur)
- Die Grenztemperatur
- Die Extremtemperatur (die niedrigste angegebene Temperatur)
Diese Temperaturangaben sind nach der EU Norm EN 13537 normiert und haben daher immer die gleiche Bedeutung.
- Komforttemperatur: Diese Temperaturangabe bezieht sich auf die „Standard-Frau“ mit einer Größe von 1,60m und einem Gewicht von 60kg. Eine solche Frau kann bei dieser Temperatur komfortabel durchschlafen, wenn sie vollständig und in entspannter Körperhaltung im Schlafsack liegt.
- Grenztemperatur: Diese Temperaturangabe bezieht sich auf den „Standard-Mann“ mit einer Größe von 1,73m und einem Gewicht von 70kg. Ein solcher Mann friert bei dieser Temperatur gerade nicht, wenn er vollständig und in zusammengerollter Körperhaltung (Embryostellung) im Schlafsack liegt.
- Extremtemperatur: Dieser Wert wird wiederum unter Betrachtung der „Standard-Frau“ (1,60m groß, 60kg schwer) berechnet. Er gibt an, bei welcher Temperatur der Schlafsack eine Person sechs Stunden lang vor dem Erfrieren schützt. Es besteht jedoch das Risiko der (starken) Unterkühlung!
Die Grenztemperatur ist die Temperatur, die für Vergleiche oder Artikelbezeichnungen genutzt wird!
Wie so häufig bei Normen lässt sich durchaus hinterfragen, wen diese „Standard-Frau“ und dieser „Standard-Mann“ wirklich abdecken. Du hast, unabhängig von deinem Geschlecht ein anderes Temperaturempfinden als ich, und eine dritte Person, mit der wir beide uns vergleichen, hat wiederum ein anderes Temperaturempfinden. Deshalb gilt: achte darauf, was du brauchst. Wenn du schnell frierst, kauf dir einen Schlafsack, auf dem die Temperaturangaben etwas niedriger sind. Wenn du heißblütig bist, kannst du Gewicht sparen, da weniger gefütterte und damit nicht so warme Schlafsäcke gleichzeitig auch leichter sind.
Kommen wir nun zu den 6 Tricks:
Sechs Tricks, um die Wärmeleistung deines Schlafsacks zu steigern
1. Lerne deinen Schlafsack kennen
Der erste Trick ist fast zu einfach um wahr zu sein: Lerne deinen Schlafsack kennen und nutze all seine Funktionen. Viele Schlafsäcke kannst du per Kordel oder Reißverschluss komplett verschließen, die meisten lassen sich auch am Kopf bzw. Hals enger stellen bzw. haben eine Kapuze. Da sich die Luft im Schlafsack an der warmen Haut erwärmt, ist bei kalten Außentemperaturen das Ziel, den Luftaustausch zwischen der Luft in deinem Schlafsack und der Luft außerhalb möglichst gering zu halten. Das gelingt dadurch, dass du den Schlafsack so weit wie irgendwie möglich schließt, notfalls so weit, bis nur noch dein Mund bzw. deine Nase rausschauen.
2. Benutze ein Inlet
Ein Inlet kannst du bei sommerlichen Temperaturen oder auch in Herbergen als Schlafsack benutzen. Es kann dir jedoch in kälteren Gefilden auch dabei helfen, dein „Schlafsack-Setup“ variabler zu gestalten. Du schlüpfst erst in das Inlet und dann mit dem Inlet in den Schlafsack, hast also quasi einen Schlafsack im Schlafsack (siehe Nummer 3). Es gibt Inlets aus vielen verschiedenen Materialien, die alle ihre Vor- bzw. Nachteile bezüglich Wärmeleistung, Packmaß und Gewicht haben. Je nachdem, für welches Material du dich entscheidest, kannst du die Wärmeleistung deines Schlafsacks um 5°C +/- steigern.
3. Benutze zwei Schlafsäcke
Mit zwei „richtigen“ Schlafsäcken (statt einem Inlet und einem Schlafsack wie in Punkt 2) kannst du die Wärmeleistung viel besser steigern als mit einem Inlet. Damit bist du variabler und kannst selbst entscheiden, welche zwei Schlafsäcke für dein Abenteuer die richtigen sind. Wenn du zwei Schlafsäcke nutzen möchtest, läuft das genauso wie beim Inlet. Schlüpfe erst in den ersten Schlafsack und mit diesem dann in den zweiten Schlafsack. Je nachdem, wo und wann du unterwegs bist, kannst du die Schlafsäcke separat oder zusammen nutzen. Von daher empfehle ich dir, zwei Schlafsäcke mit unterschiedlichen Wärmeleistungen zu kombinieren, da du so die größtmögliche Flexibilität erhältst.
4. Zieh Kleidung an
Wenn du dir das Geld für ein Inlet oder einen weiteren Schlafsack sparen möchtest, kannst du auch Kleidung in deinem Schlafsack tragen, um seine Wärmeleistung zu steigern. In Dokumentationen zu Expeditionen sieht man die Protagonist*innen bei Interviews in ihrem Zelt oft in ihrer dicken Montur. So legen sie sich auch in den Schlafsack, denn an den kältesten Orten der Welt ist selbst sind selbst Schlafsäcke mit Komfort-Temperaturen im zweistelligen Minus-Bereich nicht immer ausreichend (laut dem Hersteller Pajak ist sein Modell Radical 16H mit einer Komfort-Temperatur von -31°C der wärmste Schlafsack der Welt; um diese Wärmeleistung zu erreichen werden mehr als 1kg Daunen genutzt). Wenn das bei dir auch mal der Fall ist: Thermounterwäsche, ein Fleece-Pullover und eine warme Hose plus eine dicke Jacke helfen dabei, die Wärmeleistung deines Schlafsacks enorm zu steigern. Dabei spielt auch der nächste Trick eine wichtige Rolle.
5. Trage Kopf- und Halsbedeckung
Wir verlieren sehr viel Wärme über den Kopf und den Halsbereich. Was ist also naheliegender, als eine warme Mütze und einen Schal im Schlafsack zu tragen, um die Wärmeleistung zu steigern? Der einfachste Trick ist gleichzeitig einer der effektivsten. Für mich hat er schon mehrere Male wunderbar funktioniert. Deshalb: Bewahre keinen kühlen Kopf, sondern einen warmen!
6. Nutze eine Isomatte
Der letzte Tipp betrifft nicht direkt deinen Schlafsack, kann dir jedoch dabei helfen, deinen Schlafsack optimal zu nutzen. Wenn du direkt auf dem Boden liegst, bringt dir der Schlafsack mit den niedrigsten Komforttemperaturen nichts. Ohne Isolation unter dir hat dein Schlafsack so gut wie keine Wärmeleistung; beim Liegen drückst du die Unterseite des Schlafsacks durch dein Körpergewicht platt und liegst dadurch direkt auf dem Boden. Die Wärmeleistung deiner Schlafsack-Unterseite liegt in diesem Moment quasi bei Null. Das kannst du vermeiden, in dem du eine Isomatte nutzt. Bei der Isomatte gibt es den so genannten R-Wert. Je höher dieser Wert ist, desto höher ist die Isolationswirkung deiner Isomatte. Wenn du mehr darüber erfahren willst, schau dir mein kostenloses e-Book „Basiswissen Wanderausrüstung“ an.
Hast du schon ähnliche Erfahrungen gemacht wie ich? Was sind deine Tipps, um die Wärmeleistung deines Schlafsacks zu steigern?
Danke für die tollen Tips =)