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11 Dinge, die du vor deiner ersten Reise auf dem Jakobsweg wissen musst

Der Jakobsweg zieht von Jahr zu Jahr mehr Menschen an. Während im Jahr 2005 ca. 93.000 Menschen in Santiago de Compostela ankamen und die Compostela im Pilgerbüro abholten, waren es im Jahr 2015 schon über 260.000. Das entspricht fast einer Verdreifachung in 10 Jahren. Ich war 2015 von Köln aus 88 Tage auf dem Jakobsweg unterwegs und bin 2016 gemeinsam mit Stefano von Stefano Vicinoadio’s Veganem Experiment in Porto gestartet, um von dort aus in 12 Tagen nach Santiago zu gehen. Mit meinen 11 Tipps meisterst du den Jakobsweg entspannter! 

Diesen Artikel habe ich ursprünglich am 5. Juni 2016 veröffentlicht. Ich habe ihn am 13. März 2018 überarbeitet und ergänzt.

Ich habe Artikel, die ich selbst gerne benutze, verlinkt. Wenn Du über diese Links einkaufst, erhalte ich eine kleine Provision, für dich bleibt der Preis natürlich der gleiche.

11 Dinge, die du vor deiner ersten Reise auf dem Jakobsweg wissen musst

Ich habe seit meiner Kündigung Mitte letzten Jahres insgesamt 100 Tage und rund 3.500 Kilometern auf neun verschiedenen Jakobswegen zurückgelegt. Die Tipps, die ich für dich zusammengestellt habe, helfen dir dabei, deinen ersten Jakobsweg entspannt anzugehen und dir das Leben auf dem Camino leichter zu machen. Deshalb spanne ich dich auch nicht auf die Folter und lege gleich los. Ich habe Ausrüstung, die ich selbst gerne benutze, verlinkt – wenn du über diese Links einkaufst, erhalte ich eine kleine Provision – für dich bleibt der Preis natürlich der gleiche. Los geht’s:

1. Weniger ist mehr!

Beim Packen gilt der Leitsatz weniger ist mehr! Klar ist die zweite Regenjacke, der dritte Pullover und die vierte Unterhose schön und wägt dich in der Sicherheit, immer Ersatz zu haben. Das macht jedoch nicht nur dein Gepäck schwerer sondern verkompliziert auch das tägliche Packen deines Rucksacks! Ich empfehle dir, deiner Ausrüstung vor deiner Abreise eine Diät zu verpassen. Einen Artikel darüber, wie das funktioniert, findest du hier.

2. Dein Smartphone kann alles – naja, fast!

Ich weiß, dass Smartphones auf dem Jakobsweg eine große Plage sein können. Dennoch sind sie ein Allround-Tool, wenn du sie richtig einsetzt. Das Handy kann dir als Wecker (bitte mit Vibrationsalarm im Schlafsack!), Notizbuch, e-Book Reader, Kamera, Taschenlampe, Adressbuch, mp3-Player und als Navigationshilfe dienen. Ich hatte meine Reiseführer digitalisiert, um Gewicht zu sparen. Jetzt wirst du vielleicht denken: „Ich will gar nicht erreichbar sein.“ Sehr gute Entscheidung – das kann ich absolut nachvollziehen. Gut, dass Smartphones auch dafür eine Funktion haben: den Flugmodus. Das ist die wichtigste Funktion auf dem Jakobsweg, denn nichts lenkt dich mehr von der Faszination des Weges ab, als dein Handy. Lass das Smartphone auch mal (am besten so oft wie möglich) komplett im Rucksack verstaut, damit der Griff danach nicht leicht fällt.

3. Nutze die Schwarmeigenschaften der anderen!

Viele deutsche Pilger benutzen entweder den Reiseführer aus dem Outdoor-Verlag oder dem Rother-Verlag. „Den Rother“ gibt es in verschiedenen Sprachen – er wird also nicht nur von Deutschen genutzt. Wenn du die in den Reiseführern vorgeschlagenen Routen gehst, wirst du, vor allem in der Hauptsaison, viele Pilger treffen. Falls du das möchtest – perfekt. Falls du Zeit für dich möchtest, gehe azyklisch. So entkommst du den Pilgermassen und musst dich nicht um dein Bett in einer Herberge sorgen. Pilgermassen triffst du vor allem zur Hauptsaison (Mai – August) auf dem Camino Francés. Pilgern wird jedoch generell beliebter und damit werden auch die restlichen Jakobswege von Jahr zu Jahr voller. Wenn du wirklich ganz allein unterwegs sein willst, kann ich dir die deutschen Jakobswege ans Herz legen.

4. Der gelbe Pfeil ist für dich da!

Der gelbe Pfeil zeigt dir den Weg. Wenn du in Spanien unterwegs bist, benötigst du keine zusätzliche Karte und kannst, wie mein Pilgergefährte Maarten sagen würde, „mit dem Flow gehen“. Je nachdem auf welchem Jakobsweg du unterwegs bist, solltest du aufgrund der Abstände der Pilgerherbergen zumindest grob planen, wohin du gehen möchtest. Du kannst natürlich auch ein Zelt mitnehmen und anhalten, wannimmer du willst (Achtung: wildes Campen ist in Spanien nicht erlaubt). Doch nicht nur Spanien hält Wegweise für dich bereit – in Deutschland habe ich vor allem auf dem linksrheinischen Jakobsweg sehr gute Erfahrungen mit der Beschilderung gemacht. Dort habe ich mein GPS-Gerät nur ganz selten genutzt.

Jakobsweg-Tagebuch Woche 12 Beschilderung

5. Weis‘ dich aus!

Du benötigst in vielen Herbergen in Spanien (und anderen Ländern wie Portugal oder Frankreich) einen Pilgerausweis (du erhältst ihn beispielsweise im Pilgino-Shop – den Inhaber habe ich übrigens auf meiner ersten Jakobsweg-Reise kennengelernt). Anfangs fand ich das „Stempel-Sammeln“ nicht wirklich interessant und eher lästig. Je voller mein Pilgerpass wurde, desto schöner fand ich ihn. Wenn ich heute in Erinnerungen schwelge, packe ich den Pilgerpass aus und schaue mir die Stempel an – mit vielen verbinde ich Erinnerungen an Orte, Menschen und einzigartige Erlebnisse. Der Pilgerpass ist im Nachhinein ein tolles Andenken an eine extrem spannende Zeit.

pilgerausweis_WanderVeg

 

6. Ein Sommerschlafack reicht aus!

Ein dünner Sommerschlafsack reicht im Frühling, Sommer und Herbst vollkommen aus. Die meisten Herbergen bieten dir zusätzlich zu deinem Bett auch Wolldecken an. Die Herbergen, die keine Wolldecken haben, besitzen meist eine Heizung und machen damit einen schweren, warmen Schlafsack überflüssig.

Aber Achtung: Jeder empfindet Wärme bzw. Kälte anders. Für mich war ein Schlafsack mit einer Komforttemperatur von +10°C oftmals zu warm. Wenn du schnell frierst, solltest du zur Sicherheit vielleicht eine etwas wärmere Variante wählen.

7. Nur trockenes Equipment ist gutes Equipment!

Auch in Spanien regnet es ab und an. In manchen Regionen, wie beispielsweise Galicien, auch gerne mal häufiger. Achte darauf, dass deine Sachen im Rucksack trocken bleiben. Sind deine Sachen einmal komplett nass, ist es schwer, sie wieder trocken zu bekommen. Damit die Sachen im Rucksack gar nicht erst nass werden, empfehle dir wasserdichte Packbeutel. Diese sollten „raschelfrei“ sein, damit du den anderen Pilgern beim Aus- und Einpacken nicht auf die Nerven gehst, was leider mit Gefrierbeuteln immer wieder passiert. Ich habe sehr gut Erfahrungen mit den Packbeuteln von Sea to Summit gemacht.

Um deine Gesundheit nicht aufs Spiel zu setzen und keine Grippe zu riskieren solltest du natürlich auch dafür sorgen, dass du selbst trocken bleibst. Mir hat dabei eine Regenjacke geholfen, die atmungsaktiv ist – ich habe mich darin also auch nich nassgeschwitzt. Andere schwören hingegen auf einen Poncho. Am besten probierst du vorher aus, was für dich besser passt.

8. Wasser ist dein Lebenselixier!

Starte morgens mit genügend Wasser. Auf vielen Jakobswegen gibt es immer wieder Brunnen unterwegs, je nach Temperatur können jedoch schon fünf Kilometer ohne Wasser ein Kampf mit dem Tod durch Verdursten (minimale Übertreibung ;-)) sein. Ich hatte auf meinem zweiten Jakobsweg eine Trinkflasche inklusive Trinksystem dabei – dadurch hilfst du zusätzlich, den Plastikmüll zu reduzieren (der dir in Spanien, Portugal und Frankreich noch stärker auffallen wird als bei uns in Deutschland).

wasser_lebenselixier_wanderVeg

 

9. Das Taxi kennt den Weg!

Auf den Jakobswegen gibt es immer mehr private Fahrdienste und Angebote von Taxianbietern. Während die einen die Kommerzialisierung kritisieren, freuen sich die anderen, einen solchen Service in Anspruch nehmen zu können. Höre auf deinen Körper! Wenn du Schmerzen hast oder aus sonstigen Gründen nicht weitergehen kannst, nutze diese Services, bevor du dir eine Verletzung zuziehst und deine Reise im schlimmsten Fall abbrechen musst. Meine 10 Tipps für weniger Schmerzen beim Wandern können dir dabei helfen, Schmerzen zu verhindern!

10. Gehe deinen Weg!

Gehe deinen Weg. Du musst niemandem etwas beweisen und willst dir persönlich etwas Gutes tun. Auch auf den Jakobswegen gibt es Menschen, die andere mit großen Kilometerzahlen, langen Touren, viel oder wenig Gepäck oder was auch immer beeindrucken wollen. Lass dich nicht davon mitreißen oder ansticheln. Entscheide selbst, was für dich richtig ist! Entscheide selbst, mit wem du deinen Weg teilen willst und trenne dich von Weggefährten, die dir mehr Ärger als Freude bereiten. Es ist dein Weg!

11. Sei offen!

Natürlich kann ich dir nicht deine eigenen Erfahrungen „vorwegnehmen“ – die musst du schon noch selbst machen. Aber das ist das tolle am Jakobsweg – jeder macht eigene Erfahrungen. Selbst wenn ich dir die Erfahrungen vorwegnehmen könnte, würde ich das nicht wollen. Ich weiß, dass die Erfahrungen die du auf dem Jakobsweg machst, dein Leben verändern können. Mit dieser Erwartungshaltung an deine erste Pilgerreise heranzugehen wäre jedoch vielleicht etwas zu viel des Guten. Sei offen für das, was der Weg für dich bereithält. Dann wirst du die „Camino-Magie“ spüren und mit einem breiten Grinsen in Santiago de Compostela einlaufen.

 

Warst du schonmal auf einem Jakobsweg unterwegs und hast noch weitere Tipps? Oder möchtest du bald einen Jakobsweg gehen und hast noch Fragen zur Vorbereitung? Lass‘ es mich wissen und hinterlasse mir einen Kommentar oder sende mir eine e-Mail!

12 Kommentare

  1. Ute

    Der Blog gefällt mir richtig gut
    und das eBook ist sehr hilfreich,
    z.B. beim Thema Schuhe-Socken-Blasen-Fußschmerzen…
    werde Einiges ausprobieren.
    Danke für die guten Tips!
    Ute

    Antworten
    • Dominik

      Hallo Ute,

      freut mich, dass mein Blog dir gefällt und dass das eBook dir helfen konnte! Lass‘ mich ruhig wissen, ob die Tipps bzgl. „Schuhe-Socken-Blasen-Fußschmerzen“ dir auch helfen konnten 🙂

      Liebe Grüße,
      Dominik

      Antworten
  2. Paul Stegmair

    Servus Dominik !

    Sind sehr gute Ratschläge; würde ich sofort unterschreiben, obwohl für mich persönlich die Punkte 2 und 9 nicht in Frage kommen. Was mir auch sehr gefällt ist Dein Tipp mit dem Tape auf eine eventuelle „Reibestelle“ an den Füßen. Das A und O sind nämlich nicht – wie häufig empfohlen – Blasenpflaster, sondern das Vermeiden von Blasen und dies‘ ist mit Tape hervorragend zu bewerkstelligen !
    Ich klebe meine Hufe immer präventiv an den Schwachstellen ab. Nach 6-8 Tagen haben sich die Haxn an alles gewöhnt und ich kann es lassen.

    Ich wünsche Dir allzeit „Guten Weg“ et „Bon chemin“ y „Buen camino“ !!

    Da Du von der Haustüre aus den Weg unter die Füße genommen hast, erübrigt es sich sicher, Dir eine Rückkehr auf den Camino zu wünschen, da Du dich sicher infiziert hast und selbstverständlich dorthin zurückkehren wirst ?!

    Pfiad Di und mach’s guad !!

    Antworten
    • Dominik

      Hallo Paul,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Du hast vollkommen recht: Blasenvermeidung ist das A und O. Dabei spielt Gewonheit bzw. die Gewöhnung der Füße an das tägliche Pensum natürlich eine sehr wichtige Rolle.

      Dir ebenfalls allzeit „Guten Weg“.

      Liebe Grüße aus Kölle,
      Dominik

      Antworten
  3. Christof

    Hallo Dominik, hallo zusammen,

    da hast Du ein paar sehr hilfreiche Tipps zusammengetragen. Danke für die Mühe!

    Ich bin schon recht viel ferngewandert, u. a. viermal über die Alpen, aber auf dem Jakobsweg war ich bisher noch nicht. Das möchte ich ändern. In zwei Wochen starte ich – wie Du letztes Jahr – von meiner Haustüre aus, um 3000 km bis nach Santiago de Compostela zu pilgern. Bin gespannt wie ein Bogen.

    Spontan fallen mir vier weitere Tipps ein, wie es mit dem Fernwandern klappt:
    – Vor dem Abmarsch Fitness aufbauen.
    – Vor dem Abmarsch Schuhe einlaufen.
    – Ohne Zeitdruck wandern.
    – Mit Trekkingstöcken gehen.

    Einfach bewusste Grüße

    Christof

    Antworten
    • Dominik

      Hallo Christof,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Dein Projekt ist wirklich spannend, vor allem auch deshalb, weil ich meinen Weg ja selbst von der eigenen Haustüre aus gestartet habe.

      Deine Tipps sind super. Vielen Dank auch dafür!

      Viel Spaß und buen camino!

      Dominik

      Antworten
    • Gabriela boeckermann

      Hallo Christof , lese gerade das du von zu Hause aus gegangenen bist. Hat alles geklappt? Ich plane meinen Weg Ebenso und möchte gerne im April 2018 losgehen, ich werde mit meinem Hund losziehen und habe keinen festen Zeitpunkt der Rückkehr. Gedanken mache ich mir darüber welche Route passt. Wie hast du deine geplant? Höre gerne von dir. Gruß gabi vom Niederrhein

      Antworten
      • Dominik

        Hallo Gabriele,
        das ist eine super Idee. Den Weg von zu Hause aus zu gehen ist eine einmalige Erfahrung, die ich jedem nur empfehlen kann. Möchtest du vom Niederrhein aus starten?

        Christof kann dir als Autor einiger Wanderführer sicherlich einige Tipps bzgl. der Planung geben.

        Liebe Grüße,
        Dominik

        Antworten
        • Lukas

          Hey Dominik,

          also ich bin ja beeindruckt, dass du es in 88 Tagen zu Fuß von Köln nach Finisterre geschafft hast.

          Wie hast du es denn in Deutschland und Frankreich mit der Unterkunft gemacht? Gab es da viele Herbergen oder musstest du in teuren Hotels übernachten? Wäre Zelten eine Alternative?

          Vielen Dank
          Lukas

          PS.: Ich kann mir das E-book leider nicht herunterladen. Zeigt nur eine Fehlermeldung an :/

          Antworten
  4. Susi Bayer

    Super Beitrag! Viele gute Tipps für den Erstpilger und auch für Erfahrene noch was dabei.
    Ich habe noch 2 Empfehlungen:
    – nimm dir etwas Zeit um allein zu gehen
    – kommuniziere das klar, ich bin nur auf Verständnis gestoßen
    An alle BUEN CAMINO

    Antworten
    • Dominik

      Hallo Susi,

      vielen Dank!

      Deine Empfehlungen sind super und ich kann sie aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Danke dafür!

      Liebe Grüße und allzeit buen camino!
      Dominik

      Antworten
  5. Lukas

    Hey Dominik,

    also ich bin ja beeindruckt, dass du es in 88 Tagen zu Fuß von Köln nach Finisterre geschafft hast.

    Wie hast du es denn in Deutschland und Frankreich mit der Unterkunft gemacht? Gab es da viele Herbergen oder musstest du in teuren Hotels übernachten? Wäre Zelten eine Alternative?

    Vielen Dank
    Lukas

    PS.: Ich kann mir das E-book leider nicht herunterladen. Zeigt nur eine Fehlermeldung an :/

    Antworten

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