[accordian class=““ id=““] [toggle title=“Hol‘ dir jetzt dein kostenloses Exemplar meines e-Books!“ open=“no“]
Trag‘ dich jetzt für meinen Newsletter ein und hol‘ dir damit dein kostenloses Exemplar meines e-Books
Basiswissen Wanderausrüstung – Dein Ratgeber für die Auswahl von Rucksack, Kleidung und Co.
So wirst du zum Ausrüstungs-Profi!
[/toggle] [/accordian]
Hier erscheint jeden Tag ein neuer Tagebucheintrag aus der elften Woche meiner 88-tägigen Reise auf dem Jakobsweg. In dieser Woche habe ich an allen Tagen einen Tagebucheintrag geschrieben.
In der elften Woche habe ich folgende Strecken zurückgelegt:
Woche 11 meines Jakobsweges im Überblick
Falls du gerade erst auf mein Tagebuch stößt, findest du hier die Einträge aus den anderen Wochen:
Der neuste Tagebucheintrag steht jeweils unten. Du kannst meinem Kopf beim Rattern und Springen von A nach B zusehen – viel Spaß dabei.
Ich habe ab und an ein Produkte verlinkt. Wenn Du über diese Links einkaufst, unterstützt du meine Arbeit an WanderVeg.de – für dich bleibt der Preis natürlich der gleiche.
[timed ondate=“20170925″]Tagebucheintrag von Freitag, den 25.09.2015:
Tag 71, Santoña – Güemes, 24km – ca. 300hm
Heute bin ich mit Nora und Jenny von Santoña bis Güemes gegangen. Der Tag war cool und ziemlich entspannt. Wir haben viel geredet und gelacht. Nora wird Tierärztin und hat erzählt, wie gering das Interesse der Tierarzt-Lobby ist, den Veganismus zu fördern oder den Trend gutzuheißen. Schade eigentlich, denn gerade den Tierärzten sollte es doch daran gelegen sein, dass es den Tieren gut geht. Aber auch hier leben viele gut davon, dass es den Tieren nicht gut geht. Kranke Welt. Schön, dass es auch Ausnahmen gibt.
Unterwegs sein ist einfach toll. Es kommt keine Routine auf, zumindest nicht wie zu Hause, man lernt täglich neue Menschen kennen und neue findet sich in eher ungewohnten Situationen wider. Das fühlt sich gut an.
Außerdem ist mir in den Gesprächen mit Jenny aufgefallen, dass ich nicht der einzige bin, der sich die „Sinn-Frage“ stellt. Ich glaube genau das ist das „Problem“ vieler Menschen. Sie trauen sich nicht, ihrer Leidenschaft zu folgen und bleiben dann bei etwas, was sie zwar nicht 100% glücklich macht, was aber auch nicht komplett scheiße ist. Man arrangiert sich halt irgendwie damit..
In einer Stunde geht hier in der Unterkunft der Vortrag von Pater Ernesto los, ich bin wirklich gespannt, was einer der bekanntesten Herbergsväter auf dem Camino del Norte erzählen wird.
Ein schöner Sonnenaufgang am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen
[/timed]
[timed ondate=“20170926″]Tagebucheintrag von Samstag, den 26.09.2015:
Tag 72, Güemes – Boo, 29km – ca. 75hm
Pater Ernesto hat gestern über „die Universität des Lebens“ gesprochen, die er besucht hat. Ein schöner Gedanke. Auch sonste war der Vortrag ziemlich interessant, wenn ich auch den Hype nicht ganz verstehen kann. Die Herberge ist auf jeden Fall sehenswert.
Heute war wieder ein entspannter Tag. Zumindest von der zurückgelegten Strecke. 30km mache ich mittlerweile wirklich ohne Probleme. Lediglich der Kopf kann hin und wieder Probleme machen – Probleme, in die ich mich gern reinsteigern kann, Das Paket von zu Hause mit meinen neuen Schuhen ist nicht angekommen – das beschäftigt den Kopf.Dazu kommt, dass das Paket an eine Poststation in einem Einkaufszentrum außerhalb von Santander geliefert wird. Ich muss also wenn das Paket ankommt, einen Tag dafür aufbringen, zurückzufahren und das Paket abzuholen. Da ich 6 Tage vor meinem eigentlich Plan bin, ist das halb so wild – Lust, das Paket noch abzuholen habe ich dennoch nicht.Deshalb war ich heute innerlich unruhig ohne Ende. Die Engelchen sagen: „Calm down, Dominik“ während die Teufel schreien: „Das ist doch scheiße. Kann doch alles nicht wahr sein. Fuck Dreck da.“ Gehen hilft dabei, den Engeln die Überhand zu lassen. Die Ausblicken helfen auch…
Heute morgen hatten wir mal wieder Meerblicke vom Allerfeinsten und Feigen die besser geschmeckt haben als alle Feigen, die ich jemals in Deutschland gegessen habe. In Santander waren wir leckere Pinchos essen, alle vegan. Anschließend war ich in dem Einkaufszentrum, in dem leider nicht mein Paket auf mich wartete. „Calm down, Dominik.“
Ein schöner Sonnenaufgang am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen
[/timed]
[timed ondate=“20170927″]Tagebucheintrag von Sonntag, den 27.09.2015:
Tag 73, Boo – Comillas, 41km – ca. 350hm
Tag 73. Ich habe heute die 2.500km-Marke geknackt auf der Strecke von Boo nach Comillas. 41km. Unterwegs geht es mir immer sehr gut nur abends wünsche ich mir manchmal Nähe zu vertrauten Menschen und will deshalb schnell in Santiago ankommen. Bei meinem Tempo sind es noch ca. drei Wochen bis nach Santiago. Es mag negativ klingen, dass ich endlich ankommen will. Es ist nicht negativ gemeint. Es bereitet mir wirklich Freude, weite Strecken zu gehen, was nicht wirklich überrascht: ich laufe auch freiwillig Marathon. Beides gibt mir diese Freiheit im Kopf, die ich liebe. Ein Zustand, den ich nur schwer beschreiben kann – er fühlt sich verdammt gut an!
Heute sind viele Deutsche in der Herberge, aber sie sind sehr jung (und laut). Christian, aus Darmstadt, Luis und Luisa aus Potsdam. Außerdem noch Dominik und der mit dem Rad. Sie wollten nach dem Essen mit einer Flasche Wein wiederkommen. Iich glaube sie sind im Restaurant versackt. Das ist es mir ganz recht, ich leg mich gleich ins Bett.. Morgen plane ich, wieder 40km zurückzulegen.
Ich denke im Moment viel über das Leben nach und darüber, dass es ein großer Segen ist, sich eine Auszeit von drei Monaten gönnen zu können. Viele Menschen probieren ein paar Sachen aus bis ihnen nahelegt wird „sich doch endlich mal zu entscheiden. Es kann doch nicht sein, dass man mit xx Jahren noch nicht weiß, was man tun möchte.“ Viele geben dem Druck nach und verlernen, etwas neues auszuprobieren oder anzufangen, weil vom Anfang, der so magisch sein kann, auf einmal alles abhängt oder weil er, mit zunehmenden Abstand vom Neu-Anfangen immer mehr mit Angst verbunden ist. Das führt zu Resignation. Ich sag gar nicht, dass Veränderung immer etwas Positives bewirkt, aber wenn etwas besser werden soll, muss es sich verändern (hat zumindest ein weiser Mann mal gesagt…).
Bei diesen Gedanken sind einfach so die Tränen geflossen. Weil ich froh bin, dass ich da bin, wo ich heute bin. Das fühlt sich super an und ist eine wirkliche Wohltat für meine Seele. Ich liebe mein Leben so wie es aktuell ist und hoffe, ich kann das auch zu Hause beibehalten. Ich werde auf jeden Fall alles dafür tun.
Jetzt geh ich schlafen. Gute Nacht.
In Spanien habe ich frische Pflaumen lieben gelernt…
[/timed]
[timed ondate=“20170928″]Tagebucheintrag von Montag, den 28.09.2015:
Tag 74, Comillas – Pendueles, 42km – ca. 520hm
Heute bin ich bis nach Pendueles gegangen, knapp über 40km und habe dabei so oft das Meer gesehen, dass ich nicht mehr aufhören konnte zu strahlen. Es war ein toller Tag, der in einer Donativo mit gutem Essen sein Ende gefunden hat.
Ich habe wieder viel mit meinem besten Kumpel geschrieben. Es ging darum, dass ich am liebsten nur noch reisen würde. Das hab ich mit der „Universität des Lebens“ (danke an Pater Ernesto) begründet. Es geht gar nicht primär ums Reisen geht. Sondern darum, nicht in Routine zu verfallen. Nicht dieses eintönige, für das Gehirn absolut unterfordernde, langweilige Leben zu führen, in dem ein Tag dem anderen gleicht. Unser Gehirn braucht, ähnlich wie unser Körper, Bewegung. Und am besten viel davon. Nur nicht stehen bleiben – körperlich und geistig.
In der Donativo habe ich Patrick kennengelernt, einen US-California-Surfer-Boy, der einen sympathischen Eindruck macht. Ich versuche morgen, eine Runde mit ihm zu gehen und noch ein bisschen mehr mit ihm zu quatschen. Aber jetzt geh ich erstmal schlafen: Good night.
Der Camino del Norte hält unglaublich viel Schönheit für die Pilger bereit
[/timed]
[timed ondate=“20170929″]Tagebucheintrag von Dienstag, den 29.09.2015:
Tag 75, Pendueles – Ribadesella, 46km – ca. 400hm
Heute habe ich 46km von Pendueles nach Ribadesella zurückgelegt und ich hätte noch weiter gehen können. Ich bin eingelaufen. Patrick ist es auch. Er ist noch weiter bis San Esteban – es war cool mit ihm unterwegs zu sein. Es war nur für ca. 10km aber wir hatten gute Gespräche und waren auf einer Wellenlänge: das fühlt sich immer gut an. Er will etwas bewegen und die Welt ein kleines bisschen besser machen – ich auch.
Hier in der Jugendherberge habe ich heute Abend Bernd und Doris kennengelernt. Der Abend war witzig. Morgen beim Frühstück sehe ich die beiden trotzdem zum letzten Mal, sie sind viel entspannter unterwegs als ich. Jetzt mache ich die Augen zu. Gute Nacht.
Der Ausblick aus dem Fenster der Herberge in Ribadesella ist jeden Blick wert
[/timed]
[timed ondate=“20170930″]Tagebucheintrag von Mittwoch, den 30.09.2015:
Tag 76, Ribadesella – Villaviciosa, 38km – ca. 550hm
Heute war ein guter Tag, zum Ende hin wurde er jedoch zäh. Ich realisiere immer mehr, wie nah Santiago ist.
Da ich nicht in Sebayron angehalten hab, hab ich Patrick leider nicht mehr gesehen. Im Nachhinein würde ich wahrscheinlich sogar weitergehen bis zu der Donativo, weil die Herberge hier unpersönlich ist. Für morgen überlege ich auch ob ich ein Hotel nehmen soll? Ich bin mir auch da noch nicht sicher, aber eine richtige Herberge gibt es in Gijon leider nicht. Dort muss ich noch Schuhe und Kopfhörer kaufen. Gut, dass ich früh dort sein kann. Gute Nacht.
Den ganzen Tag am Meer unterwegs zu sein ist Balsam für die Seele
[/timed]
[timed ondate=“20171001″]Tagebucheintrag von Donnerstag, den 01.10.2015:
Tag 77, Villaviciosa – Gijon, 30km – ca. 650hm
Die Zeit vergeht und nun ist es schon Oktober. Heute bin ich in Gijon angekommen und habe Wiebke und Luca kennengelernt. Abends beim Essen dann noch Ansgar. Es war gut, dass ich mich hier mit Wiebke und Luca zusammengetan habe
Leider war der Schuhkauf eine Farse und ich habe Schuhe, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob ich sie wirklich tragen will. Der Verkäufer hatte keine Ahnung und wollte nur seine Schuhe loswerden. Sie sind stark gedämpft und ich spüre den Untergrund damit gar nicht. Genau das Gegenteil meiner Barfussschuhe, mit denen ich wirklich super unterwegs bin.
Heute habe ich außerdem noch etwas wichtiges beschlossen. Ich werde mir die Compostela in Santiago nicht holen. Ich muss niemandem ein Papier zeigen, auf dem steht, dass ich das getan habe, was ich hier tue. Ich habe es selbst mit meinem Schweiß, meiner Freude, meinen Hochgefühlen und meinen Schmerzen erlebt – deshalb brauche ich kein Papier, auf dem steht, dass ich es getan habe. Ich hab so viele Papiere auf denen „Zertifizierung“ steht und die zeigen, dass ich XYZ kann. Dabei beweisen diese Papiere nur, dass man die Theorie gelernt hat, nicht aber ob man die Praxis wirklich verstanden hat. Das gibt mir nicht viel. Ich bewundere Patrick dafür, dass er den Weg abbricht, weil er Antworten auf seine Fragen hat. Das würde ich niemals tun, dafür macht mir die Freiheit und das Ankommen zu viel Spaß. Aber auf die Compostela verzichte ich. Indianerehrenwort. Gute Nacht!
Ein Sonnenaufgang schöner als der andere…
Mit diesem Eintrag endet die elfte Woche meines Tagebuchs.
[accordian class=““ id=““] [toggle title=“Hol‘ dir jetzt dein kostenloses Exemplar meines e-Books!“ open=“no“]
Trag‘ dich jetzt für meinen Newsletter ein und hol‘ dir damit dein kostenloses Exemplar meines e-Books
Basiswissen Wanderausrüstung – Dein Ratgeber für die Auswahl von Rucksack, Kleidung und Co.
So wirst du zum Ausrüstungs-Profi!
[/toggle] [/accordian]
Hier erscheint jeden Tag ein neuer Tagebucheintrag aus der zehnten Woche meiner 88-tägigen Reise auf dem Jakobsweg. In dieser Woche habe ich an 6 von 7 Tagen einen Tagebucheintrag geschrieben.
In der zehnten Woche habe ich folgende Strecken zurückgelegt:
Falls du gerade erst auf mein Tagebuch stößt, findest du hier die Einträge aus den anderen Wochen:
Der neuste Tagebucheintrag steht jeweils unten. Du kannst meinem Kopf beim Rattern und Springen von A nach B zusehen – viel Spaß dabei.
Ich habe ab und an ein Produkte verlinkt. Wenn Du über diese Links einkaufst, unterstützt du meine Arbeit an WanderVeg.de – für dich bleibt der Preis natürlich der gleiche.
[timed ondate=“20170918″]Tagebucheintrag von Freitag, den 18.09.2015:
Tag 64, Espelette – Irun, 36km – ca. 1.500hm
Heute bin ich in Spanien angekommen. Und es war ein komisches Gefühl. Eine Mischung aus Wehmut und Vorfreude. Frankreich war gut. Die Landschaft war genial. Und ich war fast die Hälfte meines Weges in Frankreich. Zeitlich. Kilometertechnisch sogar mehr als die Hälfte. Ich hatte in Frankreich DAS Tief meines Weges, ich hatte aber auch so viele Hochs, so viele Erkenntnisse und so viele schöne Erlebnisse.
Jetzt bin ich in einem Land, dessen Sprache ich noch viel weniger beherrsche als Französisch. Dennoch freue ich mich auf den „richtigen“ Jakobsweg. Spanien. Meer. Küste. Das ist genial. Es sind nur noch 900km bis nach Santiago. Im Vergleich zu dem, was ich schon hinter mir habe, nicht mehr wirklich viel. Bald wieder meine Freundin sehen. Zu Hause sein. Das wird toll.
Jetzt habe ich erstmal noch ein paar Schritte vor mir – der Küstenweg wird toll. Dabei war es heute hat nicht so einfach für mich, mich hier in Irun zurechtzufinden. Ich habe die Herberge nicht gefunden. Die Sprache ist mir einfach komplett fremd. Den zweiten Teil auf dem Weg von Espelette nach Irun hab ich wieder mit Patrick, dem Schweizer, verbracht. Bis 5km vor Irun. Die habe ich allein genossen und jeden Schritt in mir aufgesaugt. Das tat gut. So fühlt sich puresLeben an.
Dabei war der Morgen mit irgendwelchen Tieren gestartet, die ich nicht haben will. Ich glaub, es waren Bettwanzen. Sicher bin ich nicht. Aber mit Tierchen im Bett aufzuwachen ist nicht so schön.
Danach war der Tag super, das Wetter hat gepasst und es hat echt Spaß gemacht. In der Herberge bin ich mit Lukas aus Stuttgart und Katrin aus Dänemark in einem Zimmer. Die beiden sind echt nett, sind aber beide schon auf dem Heimweg. Mal schauen, wen ich morgen so treffe. Spanien, hier bin ich…
Ich kann schon das Meer sehen – Spanien ist in greifbarer Nähe!
[/timed]
[timed ondate=“20170919″]Tagebucheintrag von Samstag, den 19.09.2015:
Tag 65, Irun – Orio, 39km – ca. 1.000hm
Ich habe selten so viel Schönheit gesehen wie heute. Es fing heute morgen mit dem Sonnenaufgang über Irun an, ging mit dem Blick auf San Sebastian weiter und endete in einer Herberge mit Blick auf die Berge. Unglaublich – „und du, willst mir erzählen, du hast noch nie, nie, nie ein Wunder gesehen?!“ höre ich Matze Rossi in mein Ohr singen.
Heute habe ich mir beim Universum jemanden gewünscht, der mich versteht, in meinem Alter ist und spanisch spricht und siehe da: Hannah betritt die Herberge. Irgendwie ist das hier alles zu unglaublich um wahr zu sein.
Tag 65, Irun – Orio, 39km – ca. 1.000hm
Ich habe selten so viel Schönheit gesehen wie heute. Es fing heute morgen mit dem Sonnenaufgang über Irun an, ging mit dem Blick auf San Sebastian weiter und endete in einer Herberge mit Blick auf die Berge. Unglaublich – „und du, willst mir erzählen, du hast noch nie, nie, nie ein Wunder gesehen?!“ höre ich Matze Rossi in mein Ohr singen.
Heute habe ich mir beim Universum jemanden gewünscht, der mich versteht, in meinem Alter ist und spanisch spricht und siehe da: Hannah betritt die Herberge. Irgendwie ist das hier alles zu unglaublich um wahr zu sein.
Nach dem anstrengenden aber wunderschönen Tage habe ich dann heute Abend mit Roho, Erik, Julia und Bobby noch ein paar Bier getrunken und „philosophische“ Themen besprochen. So macht der Camino Spaß. Ich bleib morgen bei Roho und Bobby wenn die beiden nichts dagegen haben. Ich bin voll, gute Nacht.
Nach dem anstrengenden aber wunderschönen Tage habe ich dann heute Abend mit Roho, Erik, Julia und Bobby noch ein paar Bier getrunken und „philosophische“ Themen besprochen. So macht der Camino Spaß.
Ich bleib morgen erstmal bei Roho und Bobby, zwei mega interessanten US-Amerikanern. Beide haben sich in der Army kennengelernt und sind ganzkörpertätowiert: zum einem, Roho, passt das mega gut. Er ist Tätowierer. Dem anderen steht es, aber ich musste zweimal hinhören, als er sagte, was er beruflich macht: „Monk“. Und ich dachte: „Mönch?!“. Er hat mir meine Verdutztheit wahrscheinlich angesehen, deswegen sagte er noch einmal mit einem Lächeln: „Monk, you know what I mean.“ Und ich nickte einfach nur. Danach haben wir lange über sein Dasein als Mönch gesprochen. Super interessant. Ich bin voll, gute Nacht.
Der erste Tag in Spanien und die Sonne strahlt für mich – unbeschreibliche Ausblicke auf dem Weg aus Irun heraus
[/timed]
[timed ondate=“20170920″]Tagebucheintrag von Sonntag, den 20.09.2015:
Tag 66, Orio – Arnope, 36km – ca. 900hm
Heute war ein traumhaft schöner Tag. Das Wetter war super und die Strecke war ein absoluter Traum. Das Stück muss ich auf jeden Fall irgendwann nochmal gehen. Der perfekte Ort für einen klassischen Heriatsantrag. Im Reiseführer stand, man soll das Stück meiden, was ich auch fast gemacht hätte. Zum Glück bin ich dieses mal der „Unvernunft“ gefolgt und merke, dass das sich immer wieder lohnt.
Nach meiner Rückkehr will ich einiges in meinem Leben verändern und bin mir sicher, dass ich viele meiner Ideen weiterspinnen werde.
Leider hat mein rechtes Bein irgendwann angefangen ein paar Probleme zu machen – ich hoffe, dass das nicht von Dauer ist.
Nachdem ich mich von Robb und Roho verabschiedet habe, habe ich ganz zum Schluss noch Thomas und Johanna kennengelernt – 24 und 22, beide Berufsgeiger. Die beiden sind für einen 10-tägigen Urlaub hier. Es war super interessant mit ihnen zu reden und sie sind ein wirklich cooles Paar. Fast so gut wie der Mönch und der Tätowierer. Nein – genauso gut. Einfach anders.
Ich liebe das Meer – das merke ich in Spanien immer und immer wieder. Die kleinen verschlungenen Wege und die Umwege am Meer vorbei lohnen sich immer!
[/timed]
[timed ondate=“20170921″]Tagebucheintrag von Montag, den 21.09.2015:
Tag 67, Arnope – Gernika, 42km – ca. 1.100hm
Die Strecke war heute eher unspektakulär aber trotzdem super anstrengend. Intensiv. Camino eben.
Heute Abend habe ich in der Herberge mit Kevin aus Südafrika und Nadja aus Hamburg gequatscht, gegessen und später auch ein Bierchen in einer Bar getrunken. Dabei war ein Chinese, dessen Namen ich nicht aufschreiben kann und ein Südkoreaner, Park.
Interessanterweise haben hier viele die gleiche Meinung zu Arbeit – es ist ihnen zu viel, zu lang und zu wenig sinnvoll. Es muss doch möglich sein, was zu ändern. Wenn ALLE es so sehen. Es macht Spaß, diese Gespräche zu führen und nach einer so kurzen Zeit eine so große Vertrautheit zu spüren.
Meine Achillessehne macht gerade ein paar Probleme. Nicht durchgehend aber immer mal wieder. Aber Schmerzen gehören wohl auch einfach dazu. Morgen geht‘s nach Bilbao. Endlich vegan essen. Aber jetzt schlafen. Müde und so. Gute Nacht.
Der Jakobsweg ist magisch – immer und immer wieder
[/timed]
[timed ondate=“20170922″]Tagebucheintrag von Dienstag, den 22.09.2015:
Tag 68, Gernika – Bilboa, 33km – ca. 650hm
Kein Tagebucheintrag
Bilbao ist die erste große Stadt in Spanien, in der ich auch vegane Restaurants finde
[/timed]
[timed ondate=“20170923″]Tagebucheintrag von Mittwoch, den 23.09.2015:
Tag 69, Bilboa – Islares, 44km – ca. 550hm
Irgendwie hab ich gestern vergessen, einen Tagebucheintrag zu schreiben. Ohne Grund. Zeit hätte ich genügend gehabt.
Über Bilbao gab es eigentlich auch einiges zu erzählen. Der Weg dorthin war eher unspektakulär, aber unterwegs habe ich ein Paar getroffen, das mit Rädern unterwegs war und mit einem Baby-Anhänger. Sie hatten zwei Hunde dabei, ich weiß nicht, ob sie auch ein Baby hatten, ich hab auf jeden Fall keins gesehen. Aber ich hab eines der Räder geschoben und das war übel schwer. Ich hatte echt größten Respekt davor, dass sie mit den Teilen auf diesem unwegsamen Terrain unterwegs sind.
Als ich in Bilbao eingelaufen bin, war das schon ein ziemlich aufregendes Gefühl. Bevor ich zur Herberge bin, habe ich erstmal im veganen Café Kuchen gegessen und Kaffee getrunken. Das war genial. Die Herberge war OK und ich hab abends mega gut vegan gegessen und getrunken. Mega lecker.
Umso schwerer war heute. Irgendwie bin ich kopftechnisch schon soweit, dass ich gerne am Ende wäre. Aber das ist nicht gut, um noch 750km zu bewältigen. Darauf muss der Kopf eingestellt sein…und dafür brauch ich Dich, lieber Kopf. Ich habe es soweit geschafft, dann wird das ja jetzt auch noch drin sein.
Gerade will ich es nur noch hinter mich bringen. Das ist ein blödes Gefühl. Vielleicht sollte ich mal wieder einen Tag Pause einlegen. In einem kleinen Ort, mit Strand und kochen und chillen all day long.
Liebes Universum. Ich wünsche mir Wegbegleiter. Gleiches Alter, mind. Englisch. Maarten beispielsweise. Also jemanden, der so ist. Das wäre grandios.
Herbergen sind nicht immer besonders einladend aber als Pilger ist man schließlich genügsam – 3-Stock-Betten sind meiner Erfahrung nach zum Glück die Ausnahme
[/timed]
[timed ondate=“20170924″]Tagebucheintrag von Donnerstag, den 24.09.2015:
Tag 70, Islares – Santoña, 31km – ca. 500hm
Heute war ein guter Tag. Mein 70. Jubiläum habe ich standesgemäß verbracht. Mit kurzer Strecke, einem langen Strandspaziergang und dem Genießen des Sonnenuntergangs im Hafen von Santona.
In der Herberge heute Abend habe ich dann noch mit Jenny und Nora ein Weinchen getrunken. Die beiden sind echt nett und es tut gut, mal wieder ein bisschen Gespräch zu haben. Die beiden wollen morgen auch nach Güemes gehen, wir werden also wohl zumindest noch einen Abend miteinander verbringen. Danke Universum.
Ich hab schon wieder die Angst, Bettwanzen zu haben. Ich hab so dermaßen viele Stiche, dass es eigentlich fast nicht anders sein kann…Eigentlich. Seit dem ersten „Bettwanzen-Erlebnis“, welches keines war, bin ich irgendwie vorsichtig und paranoid zugleich. Egal, an andere Sachen denken hilft…
Der Weg fasziniert mich von Tag zu Tag mehr. Nachdem der gestrige Tag mehr als hart war, wurde ich heute wieder verwöhnt. So richtig. Das war toll. Für Körper und Seele. Die Unterkunft war die richtige Wahl, denn ich hab ein Zimmer für mich. Und ich bin müde.
Ich habe heute viel mit meinen besten Freunden von zu Hause geschrieben. Das tut gut und erinnert mich immer wieder daran, wie froh ich bin, diesen Schritt gewagt zu haben.
Nicht nur der Weg nach Santona war ein Highlight – auch der Sonnenuntergang war unglaublich schön
Mit diesem Eintrag endet die zehnte Woche meines Tagebuchs.
[accordian class=““ id=““] [toggle title=“Hol‘ dir jetzt dein kostenloses Exemplar meines e-Books!“ open=“no“]
Trag‘ dich jetzt für meinen Newsletter ein und hol‘ dir damit dein kostenloses Exemplar meines e-Books
Basiswissen Wanderausrüstung – Dein Ratgeber für die Auswahl von Rucksack, Kleidung und Co.
So wirst du zum Ausrüstungs-Profi!
[/toggle] [/accordian]
Hier erscheint jeden Tag ein neuer Tagebucheintrag aus der neunten Woche meiner 88-tägigen Reise auf dem Jakobsweg. In dieser Woche habe ich jeden Tag einen Tagebucheintrag geschrieben.
In der neunten Woche habe ich folgende Strecken zurückgelegt:
Falls du gerade erst auf mein Tagebuch stößt, findest du hier die Einträge aus den anderen Wochen:
Der neuste Tagebucheintrag steht jeweils unten. Du kannst meinem Kopf beim Rattern und Springen von A nach B zusehen – viel Spaß dabei.
Ich habe ab und an ein Produkte verlinkt. Wenn Du über diese Links einkaufst, unterstützt du meine Arbeit an WanderVeg.de – für dich bleibt der Preis natürlich der gleiche.
[timed ondate=“20170911″]Tagebucheintrag von Freitag, den 11.09.2015:
Tag 57, Eauze – Aire-sur-l‘Adour, 47km – ca. 260hm
Heute war ein guter Tag. Auch wenn meine Beine und Füße wehtun – aber bei dem dritten Ultramarathon in Folge dürfen sie das auch.
Die Strecke von Eauze nach Aire sie l’Adoure war nicht supertoll aber auch alles andere als hässlich. Nach anfänglichem Nebel kam nachher wieder die Sonne durch – mein Nacken glüht. Und das obwohl ich niemals gedacht hätte, dass ich noch Sonnenrand bekommen kann. So kann man sich täuschen.
Unterwegs ist nicht viel passiert, ich habe nur sehr sehr wenige Pilger getroffen. Das liegt wohl daran, dass 27km vor Aire sur l’Adoure nichts mehr ist. Bis hierher. Und viele, die von Eauze aus gegangen sind, sind nicht bis hierher gegangen. Diejenigen, die hinter Eauze angefangen haben, waren wohl etwas früher hier als ich. So langsam verschwinden meine Schulterschmerzen auch wieder und mein Fuß hat heute nicht mehr wehgetan.
Heute bin ich in einer Herberge, in der alle zusammen in der großen Runde gegessen haben. Dabei saß ich zwei Belgierinnen gegenüber, von denen eine sehr gut deutsch spricht: Fanny, eine sehr sympathische Frau. Vielleicht geh ich morgen mit den beiden und ihrem Freund Richtung nächstes Ziel, da die drei sogar die gleiche Unterkunft haben wie ich. Oder ich laufe doch schneller, um noch Fußball zu schauen. Ich weiß es noch nicht.
Außerdem ist ein weiterer Deutscher hier in der Unterkunft und mir ist mal wieder die deutsche Mentalität aufgefallen. Ich bin leider oft genau so. Ich habe gerade mit Fanny über meinen Trip gesprochen, da kam von der Seite: „Aber beim Pilgern sollte man den sportlichen Ehrgeiz in den Hintergrund stellen“. Sagt wer? Manchmal habe ich das Gefühl, Menschen wollen immer wissen, wie alles zu laufen hat. Dabei gehen sie von ihrem Weltbild aus und wollen es anderen auch aufdrängen bzw. überstülpen. Stop this! Wenns mir beim nächsten mal bei mir auffällt, entschuldige ich mich! Und jetzt geh ich schlafen. Fast 11 Uhr. So spät war es schon ewig nicht mehr. Gute Nacht.
Der Jakobsweg bietet immer wieder tolle Landschaften mit schönen Ausblicken auf kleine Dörfer und Städt
[/timed]
[timed ondate=“20170912″]Tagebucheintrag von Samstag, den 12.09.2015:
Tag 58, Aire-sur-l‘Adour – Arzaq-Arraziguet, 33km – ca. 250hm
Heute war irgendwie ein komischer Tag. Ich kann nicht mal richtig beschreiben, warum er komisch war. Aber er wars. Der Weg heute war nicht übermäßig anstrengend, aber das Wetter hat ihn schwer gemacht – es hat den ganzen Tag geregnet.
Ich hab die 2.000km-Marke geknackt und hab den Handstand, den ein Kumpel vorgeschlagen hat, gemacht. Es klappte viel besser als ich dachte. Ich hab es schon beim zweiten Mal mit dem Selbstauslöser hinbekommen und der Handstand hat echt super funktioniert. Ich hab mich gefühlt wie der Größte, es war ein absolut geiles Gefühl. Aber dann wurden wieder alle meine Sachen nass. Für das Regenproblem muss ich mir echt was einfallen lassen. Die Kleidung ist super aber den Rucksack muss ich irgendwie schützen. Das nervt mich und das macht es mental anstrengend, weil die Sachen abends nicht trocken. Dabei war ich heute schon super früh an der Herberge. Aber wenn die Luft feucht ist, wird das eben nichts. Eigentlich darf ich mir deswegen keinen Stress machen. Ich versuche einen Poncho oder eine Regenhülle für den Rucksack zu bekommen und dann passt das schon. Ändern kann ich es eh nicht, also scheiß drauf. Es ist eben so. Komm damit klar.
Danach habe ich dann in der Gite Simon und Simone kennengelernt. Zwei sehr interessante und dennoch irgendwie „andere“ Menschen. Simon wohnt in einer „Community“ und Simone hat nicht mal einen Wohnsitz. Sie ist eine moderne Nomadin. Vom Lebensstil her finde ich das eigentlich sehr sehr cool. Die beiden verbinden das stark mit christlichem Glauben, was nicht ganz mein Fall ist. Aber wir haben wirklich schöne Gespräche geführt und es war ziemlich interessant. „Die Liebe ist das einzige was zählt“ – sagen sie. Ich habe zugestimmt. Christlicher Glaube oder nicht, man kann dennoch auf einem Nenner sein. Liebe ist alles. Ein schönes Wort zum Samstag.
Nachtrag zum 12.09.:Die Russin im Zimmer hingegen bringt das Schlechte in mir hervor und es das mit der Liebe fällt mir schwer. Sie ist irgendwie „zickig“ und ich kann nicht wirklich was mit ihr anfangen. Übe dich in Liebe und Güte, Dominik!
Um die 2.000 zurückgelegten Kilometer zu feiern, hab ich (wie von einem Kumpel vorgeschlagen) einen Handstand gemacht.
[/timed]
[timed ondate=“20170913″]Tagebucheintrag von Sonntag, den 13.09.2015:
Tag 59, Arzaq-Arraziguet – Maslaq, 40km – ca. 600hm
Der heutige Tag verging wie im Flug. Und das, obwohl es 40km von Arzacq bis nach Maslacq waren. Es hat auch nur sehr wenig geregnet, getropft ist eigentlich der bessere Ausdruck. Dabei hab ich gedanklich gar nicht so viel gearbeitet. Es war ein „der Kopf ist frei“-Tag, zumindest annähernd. Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, die Beine tun mittlerweile einfach von selbst das, was sie tun müssen. Das fühlt sich wirklich super an.
Auf der anderen Seite habe ich dann doch immer wieder den Griff zum Handy. Das nervt mich sogar selbst. Irgendwie kann ich es noch nicht abstellen. Deutliche Zeichen einer Sucht, wenn ich mal genauer drüber nachdenk‘. Irgendwie schon besorgniserregend.
Ich schreibe immer wieder mit meinem besten Kumpel – wir wollen was bewegen. Darauf freu ich mich echt, ich glaube, das kann groß werden. Das wäre genial.
Nicht mehr lange, dann bin ich in Saint Jean Pied de Port und dann geht das Pilgern gefühlt so richtig los. Ich freu mich darauf, viele Menschen und viele verschiedene Weltanschauungen kennenzulernen. Ich will offen sein für neues, so let’s go. Heute in der Gite in Malaq sind drei ältere Damen mit mir im Zimmer, die leider alle nur französisch sprechen. Das ist echt ein Problem. Aber auch das Sprachproblem löst sich hoffentlich, sobald ich aus Frankreich raus bin.
„Der Weg ist schön, weil du ihn gehst.“
[/timed]
[timed ondate=“20170914″]Tagebucheintrag von Montag, den 14.09.2015:
Tag 60, Maslaq – Aroue, 41km – ca. 600hm
Heute ist einer dieser Tage, die ich nie vergessen werde. Und es hat klick gemacht. Jedoch erst im Nachhinein. Danke Simone. „Es geht im Leben nur um Liebe.“, sagte sie. Ich sagte: “ Und um leben“. Sie aber entgegnete: „Lieben ist leben.“ Und ich glaube sie hat recht. Ich glaube es ist so „einfach“: der Sinn des Lebens ist die Liebe.
Egal, ob im Umgang mit anderen Menschen, mit dem einen besonderen Menschen, mit unserem Job oder unserem Hobby. Ohne Liebe machen wir das, was wir machen nicht „aus vollem Herzen“ und damit nicht so gut wie wir könnten. Jeder Krieg wird nur deshalb geführt, weil irgendwer Hass für jemand anderen oder sogar ein ganzes Volk hat. Vielleicht auch aus fehlender Selbstliebe. Denn damit fängt Liebe an. Dort muss sie anfangen. Nur wenn wir uns selbst lieben, so wie wir sind, können wir auch andere lieben. Erst wenn wir uns so lieben wie wir sind, ist Neid absolut unnötig. Erst wenn wir uns so lieben wie wir sind, können wir andere auch so sein lassen wie sie sind. Anders als wir. Und das ist OK.
Doch so einfach ist das nicht und ich merke es täglich, obwohl ich mir Mühe gebe. Ich kann nicht jedem mit Liebe und einem offenen Herzen gegenübertreten, obwohl ich das gerne würde. Wie sollen es dann erst Menschen können, die es nicht mal versuchen wollen. Das ist das Paradoxon. Der Sinn des Lebens ist so einfach und doch so schwer. So leicht auszusprechen und doch so schwierig umzusetzen, selbst gegenüber Menschen, die uns sehr nahe stehen. Ich verwechsle oft die Selbstliebe auch mit Selbstverliebtheit, Selbstüberzeugtheit und damit auch mit Selbstüberschätzung. Wenn jeder sich jedoch genauso lieben würde wie er ist und zu seinen Macken und Fehlern stehen würde und zusätzlich auch noch das tut, was er wirklich liebt, gäbe es weniger Krieg, weniger Hunger und weniger Leid auf dieser Welt – davon bin ich überzeugt. Niemand müsste sich egal auf welche Art über andere stellen, sei es durch Geld, Herabstufung oder Verachtung anderer, durch Quälen oder sogar Töten von anderen Lebewesen. Weil jeder sich genau so genügen würde, wie er ist. Die Meinung anderer (nicht nahestehender Dritter) zählt nämlich genau ab dem Moment nicht mehr, ab dem man sich selbst zu 100% akzeptiert. Das ist der erste Schritt zu Nietzsche Übermenschen. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich bin mir jedoch sicher, dass damit der Menschheit schon sehr viel geholfen wäre.
Ich liebe den Weg, weil er mir wirklich genau das gibt, was ich brauche. Heute habe ich keinen Platz in der Gite bekommen und musste auf eine andere Unterkunft ausweichen. Hier gibt es jedoch eine Epicerie (und sie haben als einziges Obst Bananen) und ich habe ein Einzelzimmer für 15€ inkl. Frühstück nach gefühlt einer Woche mit Schnarchern.
Ich habe heute im Regen getanzt und war einfach glücklich und zufrieden mit dem, was ich getan habe. Und wenn ich das zu Hause nicht bin, tu ich es nicht. Das ist der einzige Weg wie leben funktioniert. Dazu muss man auch nein sagen und damit andere mal vor den Kopf stoßen können. Auch das werde ich lernen. Saint Jean Pied de Port, ich komme! Heute war übrigens Tag 60, da kann man ja auch nur gut gelaunt sein, oder?!
An Tag 60 hatte ich Glück im Unglück: dabei heraus kam ein Einzelzimmer. Es hätte mich schlimmer treffen können.
[/timed]
[timed ondate=“20170915″]Tagebucheintrag von Dienstag, den 15.09.2015:
Tag 61, Aroue – Larceveau, 27km – ca. 300hm
Heute war ein sehr interessanter Tag. Als ich losgegangen bin, dachte ich noch, ich würde heute in Saint Jean Pied de Port landen. Aber ich habe mal wieder Maartens Rat befolgt: „Go with the flow, bro!“.
Gleich am Morgen habe ich Burkhard und Elias getroffen. Der Weg ist so witzig: Burkhard ist eine Bekanntschaft von Michael. Michael hat immer von ihm erzählt. Dabei war ich am Anfang nicht so richtig von begeistert, als ich hörte, dass er „aus meinem alten Leben ist“. IT. Das kann ja nichts sein, dachte ich. Beim Abendessen habe ich aber gemerkt, was für ein gebildeter Mann er ist und wie gut man mit ihm reden und diskutieren kann. Ein schweizer Paar und eine einzelne schweizer Dame waren mit uns am Tisch. Wir haben uns gut unterhalten, Gabi, Burkhard und ich bliebe am längsten sitzen. Wir redeten über Politik, Führungskultur und die wichtigen Sachen des Lebens. „Die ethische Verantwortung das beste aus uns herauszuholen“ wie Burkhard sagen würde. Bei dieser Aussage habe ich den Itler nicht mehr erkannt.
Der Weg lehrt mich immer wieder, dass Schubladendenken zwar einfach ist, sich aber oft nicht lohnt. Nicht nur schwarz und weiß, nicht nur IT mit 1 und 0. Sondern mehr. In jedem Menschen. Bei dem einen merkt man es, bei dem anderen nicht. Elias ist stumm und redet nur wenig. Er ist leise. Wahrscheinlich hat auch er viel zu sagen, aber er traut sich nicht oder will nicht. Laut sein und palavern konnte ich schon immer. Andere können das nicht. Auch das ist OK.
Morgen geht es nach Saint Jean Pied de Port und ich bin am Überlegen, ob ich nicht schon die ersten 22km Richtung Irun machen soll. Aber ich kann den morgigen Tag noch entspannt angehen. Genug Zeit bis Bilbao, wo mich meine Freundin evtl. besuchen will, hab ich locker. Der Weg gibt Dir, was du brauchst Dominik, du musst Dich nur drauf einlassen…
Der erste Blick auf die Pyrenäen war faszinierend und überwältigend zugleich…
[/timed]
[timed ondate=“20170916″]Tagebucheintrag von Mittwoch, den 16.09.2015:
Tag 62, Larceveau – Saint-Jean-Pied-de-Port, 19km – ca. 150hm
Jetzt ist es offiziell. Meine Freundin wird nicht kommen. Schade. Sehr schade. Ich hätte sie echt zu gern in meine Arme geschlossen und sie geküsst. Aber vielleicht ist es besser so, denn der Abschied wäre wahrscheinlich noch viel härter als zu Beginn.
Heute sind wir nur von Larceveau nach Saint Jean Pied de Port gegangen und am Anfang wollte ich echt nur hier raus. So viele Touristen, so viele neue Pilger, so viel Trubel und Lärm. In großen Städten rechne ich damit. SJPdP habe ich mir idyllischer vorgestellt. Aber egal. Wir hatten ein gutes Mittagessen und eine schöne Verabschiedung von Gabi.
Morgen geht es dann wieder alleine weiter. Irgendwie werde ich ziemlich schnell ungeduldig und mache lieber mein eigenes Ding. Ich möchte weder dauerhaft langsam machen noch den großen Konkurrenzkampf und Kilometer vergleichen – ich will einfach nur mein Ding machen. Von daher passt das schon und morgen wird auch schön anstrengend – da wird der Kopf frei. Spanien, ich komme.
Der „Eingang“ nach Saint Jean Pied de Port – endlich. Oder doch nicht? Eigentlich fand ich es hier eher „abstoßend“ und wollte direkt weiter. Vielleicht lag es auch daran, dass ich so lange alleine unterwegs war und die Menschenmassen in SJPdP zu viel für mich waren…
[/timed]
[timed ondate=“20170917″]Tagebucheintrag von Donnerstag, den 17.09.2015:
Tag 63, Saint-Jean-Pied-de-Port – Espelette, 39km – ca. 1.500hm
Es ist schon wieder eine Woche rum. Das merke ich immer wenn ich mit meinem Bruder telefoniere.
Morgen sind bereits 9 Woche vorbei. Mit der Ankunft in Spanien bin ich dann auch auf der Zielgeraden. Komisches Gefühl irgendwie. Ein lachendes und ein weinendes Auge, wie immer. Ying und Yang. So soll es sein, so muss es sein. Das eine Teil wäre ohne das andere nichts. Ich glaube, das ist eines der Geheimnisse des Lebens.
Heute war ein cooler Tag, der „Reiseführer“ im Internet hat für die Strecke 11,5 Stunden vorgesehen. Deswegen hatte ich schon etwas Respekt davor. Aber ich war nach acht Stunden durch.
Ich bin wirklich mal gespannt, wie das morgen in Spanien wird mit Unterkunft und so. Ich kann kein spanisch. Und das ist nicht gut. Aber auch das wird funktionieren. Sind ja „nur“ noch vier Wochen. Hier in Espelette habe ich noch den Schweizer Patrick kennengelernt. Er ist seit 14. April unterwegs, war schon in Rom und in Gibraltar und geht jetzt auch auf den Camino del Norte.
Er ist cool und doch irgendwie strange. Er schläft heute in der Küche, weil sich das Paar, das noch in die Herberge gekommen ist, nicht hier zu mir ins große Zimmer, sondern zu ihm ins kleine gelegt hat. Ich hab mich hier auch sehr breit gemacht und war am Telefonieren als sie kamen, von daher hab ich ein schlechtes Gewissen. Aber ich wusste nicht mal, dass das Zimmer hier größer ist als das andere.
Naja, er meint, es sei kein Problem für ihn. Ich glaub ihm einfach mal. Ändern kann ich es eh nicht. Ich bin auf Spanien gespannt. Aufregung pur. Raus aus der Komfortzone. Jeeeha.
Das Zwischenstück von Saint Jean Pied de Port nach Irun führte mich über einen Ausläufer der Pyrenäen und gewährte mir immer wieder tolle Ausblicke
Mit diesem Eintrag endet die neunte Woche meines Tagebuchs.
[accordian class=““ id=““] [toggle title=“Hol‘ dir jetzt dein kostenloses Exemplar meines e-Books!“ open=“no“]
Trag‘ dich jetzt für meinen Newsletter ein und hol‘ dir damit dein kostenloses Exemplar meines e-Books
Basiswissen Wanderausrüstung – Dein Ratgeber für die Auswahl von Rucksack, Kleidung und Co.
So wirst du zum Ausrüstungs-Profi!
[/toggle] [/accordian]
Hier erscheint jeden Tag ein neuer Tagebucheintrag aus der achten Woche meiner 88-tägigen Reise auf dem Jakobsweg. In dieser Woche habe ich jeden Tag einen Tagebucheintrag geschrieben.
In der achten Woche habe ich folgende Strecken zurückgelegt:
Falls du gerade erst auf mein Tagebuch stößt, findest du hier die Einträge aus den anderen Wochen:
Der neuste Tagebucheintrag steht jeweils unten. Du kannst meinem Kopf beim Rattern und Springen von A nach B zusehen – viel Spaß dabei.
Ich habe ab und an ein Produkte verlinkt. Wenn Du über diese Links einkaufst, unterstützt du meine Arbeit an WanderVeg.de – für dich bleibt der Preis natürlich der gleiche.
[timed ondate=“20170904″]Tagebucheintrag von Freitag, den 04.09.2015:
Tag 50, Livinhac-le-Haut – Figeac, 24km – ca. 200hm
Heute haben wir zur Feier des Tages (Tag 50) schön gemeinsam gefrühstückt und sind (mal wieder) relativ spät nach Figeac aufgebrochen. Eine lange Pause haben wir uns dennoch gegönnt, den ein oder anderen Kaffee ebenfalls. Schließlich ist Figeac auch nur 25km entfernt. Ganz entspannt also.
In Figeac haben wir in der Unterkunft erstmal geduscht, haben anschließend ein Bier getrunken und waren etwas essen. Der Salat, der extra für mich zubereitet wurde, war der Hammer und wir ließen danach den Abend mit einer letzten gemeinsamen Flasche Wein ausklingen. Morgen trennen wir uns dann wirklich, aber ich weiß noch nicht so richtig, welchen Weg ich gehen soll. Ich habe die Wahl zwischen dem „normalen“ Weg auf dem GR65 und einem kleinen Umweg über den GR651, der etwas weiter ist. Ich entscheide morgen spontan, wo ich langgehe. Vielleicht lasse ich auch die Münze entscheiden?
Das Frühstück in der Herberge „La vita è bella“ war grandios. Deshalb sind wir gern ein bisschen länger sitzen geblieben und haben es in vollen Zügen genossen.
[/timed]
[timed ondate=“20170905″]Tagebucheintrag von Samstag, den 05.09.2015:
Tag 51, Figeac – Limogne-en-Quercy, 46km – ca. 450hm
Heute morgen nach dem Frühstück habe ich mich von Charlotte, Lauren und Maarten getrennt und war wieder allein unterwegs. Mit Vollgas ging es so an Tag 51 Richtung Limongne-sur-Quency. 46km. Die haben sich aber relativ easy angefühlt. Ich bin mit einem weinenden und einem lachenden Auge wieder allein unterwegs gewesen.
Gestern Abend fand ich Charlotte und Maarten anstrengend – das lag wahrscheinlich am Alkohol. Aber insgesamt hatten wir eine geniale Zeit, die ich sicher nicht so schnell vergessen werde. Vielleicht sehen wir uns ja wieder. Obwohl das eher unwahrscheinlich ist, ich habe nämlich heute das Cent-Stück, welches ich in Le Puy-en-Velay gefunden hatte, entscheiden lassen, ob ich den GR65 oder dem GR651 nehme. Und da der GR65 dabei rauskam, werde ich auch die ursprünglich geplante Abkürzung um Cahors herum nehmen und deshalb mit Vollgas Richtung Saint Jean Pied de Port starten.
Morgen stehen über 50km an. Hoffentlich nehme ich mir da nicht zu viel vor. Ich hab etwas Verpflegung dabei, aber dennoch einen sehr leichten Rucksack. Jetzt muss nur noch ein Zimmer in der Gite frei sein. Heute aus Figeac heraus waren nämlich wirklich viele Menschen unterwegs, aber später so gut wie gar nicht mehr. Ein Münchner hat mir ein Ohr abgekaut und obwohl ich offensichtlich nicht an seinen Stories interessiert war, hat er immer weiter geredet. Ich mag Menschen nicht, die einfach immer und überall deutsch sprechen. Ein bisschen Mühe kann man sich zumindest geben. Vielleicht mag ich es auch nicht, dass man mich als Deutschen identifiziert? Mit dieser Frage im Kopf gehe ich jetzt schlafen.
Auf der Strecke war eine Schutzhütte mit vielen bunten Jakobsmuscheln
[/timed]
[timed ondate=“20170906″]Tagebucheintrag von Sonntag, den 06.09.2015:
Tag 52, Limogne-en-Quercy – Lascabancs, 48km – ca. 200hm
Heute war ein guter Tag. Obwohl es heute morgen eiskalt und dunkel war, als ich los bin. Und obwohl ich immer noch Schulterschmerzen habe. Aber die Freiheit in meinem Kopf ist stärker als all diese Lapalien. Die unglaubliche Natur, die es hier jeden Tag aufs Neue zu genießen und zu bewundern gibt ist einfach nur unfassbar schön. Das Leben und die dazugehörige Freiheit, die ich hier verspüre, sind es auch.
Dabei habe ich heute wieder mit meinen Leben gespielt, ohne dass es wirklich Not getan hat. Aber wer geht schon Umwege, wenn er auch über die Autobahn gehen kann?! Oha. Wenn das meine Mutter wüsste…aber es war weit und breit kein Auto zu sehen und langsam bin ich ja auch incht. So what?!
Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr fällt mir auf, wie viele Menschen in der ersten Welt mehr als fahrlässig mit dem größten Luxus, ihrer Freiheit, umgehen. Menschen in anderen Ländern werden unterdrückt und gefoltert, wenn sie nur an die Freiheit denken und wir unterwerfen uns freiwillig Zwängen und treten die Freiheit dabei mit Füßen, indem wir sie nicht ausleben. Doch was heißt Freiheit ausleben? Ich denke natürlich erstmal daran, was ich als Freiheit verstehe – auch Freiheit definiert jeder anders. Ich kann mir dennoch nicht vorstellen, dass viele Menschen glücklich sind. Dafür wird zu viel gemeckert, gejammert und geneidet. Frieden und Freiheit gehen Hand in Hand und fangen im Kopf an.
Es ist unglaublich, wie gut sich dieser Weg für mich anfühlt. Wie zufrieden ich mich fühle, obwohl ich zu Hause doch sehr vermisse. Mir geht es hier blendend. Ich würde fast soweit gehen zu sagen, dass es mir besser geht als jemals zuvor. Hier habe ich wirklich die Zeit, mich mit dem auseinanderzusetzen, was mir wirklich Freude bereitet. Das fühlt sich gut an. Ich bin mir sicher, ich werde noch weitere Themen „bearbeiten“, viele tolle Ideen finden und weiterhin meinen Spaß haben. Ich muss es irgendwie hinkriegen, ein ähnliches Leben auch nach meiner Rückkehr beizubehalten. Das bedeutet Fixkosten auf ein Minimum senken. Nächster Halt: das Land, in dem Sojamilch und Agavendicksaft fließen.
Auf einfachem Terrain war immer wieder in meinen Sandalen von Vivobarefoot unterwegs und habe die Zehenfreiheit sehr zu schätzen gelernt…
[/timed]
[timed ondate=“20170907″]Tagebucheintrag von Montag, den 07.09.2015:
Tag 53, Lascabancs – Saint Martin, 37km – ca. 400hm
Tag 53 und ich war heute „nur“ 37km unterwegs. Morgen werden es wohl noch ein paar weniger, da es ansonsten schwer wird, eine Unterkunft zu finden. Heute ist die Unterkunft auch eher mau. Die Unterkunft an sich ist sehr cool, aber die hygienischen Zustände lassen etwas zu wünschen übrig. Gerade, wenn man x Hunde hat, sollte man doch regelmäßig sauber machen. Im Nachhinein wünsche ich mir, ich hätte eines der Mobilhomes hier um die Ecke gebucht, aber im Nachhinein ist man immer schlauer.
Heute morgen hab ich mir erstmal das Brot vom Frühstück mitgenommen – ich weiß immer noch nicht so richtig ob das ok war oder ob das schon als „Diebstahl“ gilt. Aber jetzt kann ich es sowieso nicht mehr rückgängig machen. Ansonsten war heute ein echt cooler Tag mit viel Sonne, einem guten Kaffee in der Altstadt von Lauzerte, einem emotionalen Ende von „Peter Pan“, viel Spaß beim Hören von „Er ist wieder da“, einem 30 sekündigen Gespräch mit einer gut aussehenden Spanierin, die mich nach dem Weg gefragt hat und dem Franzosen Josef, der heute gestartet ist und ein Gespräch gesucht hat. Leider ist mein Französisch immer noch nicht so bombastisch gut und sein Englisch war auf meinem Französisch-Niveau.
Je mehr ich über die Zukunft nachdenke, desto mehr Lust habe ich, zwei bis drei Jahre komplett auszusteigen. Aber das passt dann zeitlich nicht mit dem Studium zusammen. First-World-Problems oder so. Aber ich bin mir sicher, dass ich eine gute Lösung für das „Problem“ finden werde. Jeweils drei Monate während der Semesterferien reisen wäre ja schonmal ein Anfang. Dazu brauche ich Geld. Und wo das herkommen soll, weiß ich gerade noch nicht. Ich bin bereit zu arbeiten, von daher ist das nicht das große Problem. Vielleicht sollte ich wirklich beim Umzugsunternehmen anfangen Da bewegt man sich, tut damit was für seinen Körper und ich habe währenddessen Zeit zum Nachdenken.
Egal morgen ist morgen und heute ist heute. Ich geh jetzt schlafen und schaue einfach, dass ich morgen relativ früh hier wegkomme.
Der Sonnenuntergang aus meinem Fenster konnte sich an Tag 53 durchaus sehen lassen
[/timed]
[timed ondate=“20170908″]Tagebucheintrag von Dienstag, den 08.09.2015:
ag 54, Saint Martin – Auvillar, 32km – ca. 350hm
Heute habe ich es ganz relaxed angehen lassen. Die 32km von Saint Martin nach Auvillar waren relativ locker und ich habe das Hörbuch von „Er ist wieder da“ zu Ende gehört, weil es einfach nur super witzig war. Morgen will ich wieder Vollgas geben und wieder die 50er Marke knacken. Spanien ist nicht mehr weit und ich will so langsam aus Frankreich raus. Ich bin mal wieder zu ungeduldig. Same procedure as everytime.
Die Gite in Auvillac ist sehr angenehm, aber es sind nur ältere Menschen hier. Bin mit zwei Franzosen und einem Belgier auf dem Zimmer. Sie reden die ganze Zeit nur Französisch. Das nervt mich so langsam. Also mich nervt, dass ich kein Französisch spreche. Das nervt mich immens. Wenn ich zurück bin muss ich das wirklich reaktivieren.
Meine Xing Aktion, alle Kontakte anzuschreiben und auf meine Spendenaktion hinzuweisen, hat bis auf 10€ nichts Zählbares eingebracht. Aber jeder Euro zählt und notfalls stock ich halt nachher auf 3.200€ auf.
Heute war wieder eines dieser witzigen Ereignisse fällt mir gerade auf. Es sind oft solche Kleinigkeiten, die man dann schnell abtut oder als nicht besonderes ansieht. Dabei sind es wirklich sehr große Zufälle. Ich habe irgendwas pickelartiges an der Lippe. Immer wenn ich saure Früchte esse, wie Kiwi oder Apfel, brennt das wie die Hölle. Als ich heute dieses Dorf hier reinlief hatte jemand aufs Fensterbrett verschiedene Cremes und Tinkturen gestellt und den Preis drangeschrieben – natürlich war auch was für die Lippen dabei. Nur natürliche Inhaltsstoffe und nicht mal Honig sondern in dem Fall Kakaobutter. Durch den Balsam ist es schon ein bisschen besser geworden.
„Der Weg gibt dir was du brauchst“, habe ich vorher oft gelesen. Bisher gibt er mir wirklich genau das, was ich brauche. Das ist faszinierend. Jetzt bereite ich noch das essen für morgen zu Ende zu und dann pack ich schon mal alles zusammen. Morgen geht‘s früh zum eigenen Frühstück und dann auch früh los.
Immer wenn ich die Möglichkeit hatte, etwas zu kochen, habe ich sie dankbar angenommen und mich (mit schnellen und einfachen Gerichten) ausgetobt
[/timed]
[timed ondate=“20170909″]Tagebucheintrag von Mittwoch, den 09.09.2015:
Tag 55, Auvillar – La Romieu, 51km – ca. 550hm
Heute war ein harter Tag. Besonders die letzten 5km waren eine echte Tortur. Ich muss schauen, ob ich morgen 46km aushalte oder doch nach 38km aussteige. Ich treffe immer mehr Pilger unterwegs und bin heute an einer Gruppe deutscher Pilger vorbei. Ich bin aber gerade ganz froh, allein unterwegs zu sein und bin deshalb einfach vorbeigegangen. Ich ziehe jetzt bis Spanien mein eigenes Ding durch. Mal wieder eine Woche allein sein ist eine schöne Vorstellung. Wenn sich in einer Gite was ergibt ist das super, aber proaktiv werde ich das Thema erstmal nicht angehen.
Morgen soll es zur Abwechslung mal wieder regnen. Nachdem ich mir heute wieder einen leichten Sonnenbrand um Nacken, an den Ohren und wahrscheinlich auch den Waden geholt hab, ist das sogar ganz gut. Auch für meine Schuhwahl ist es gut. Die normalen Trailfreaks sind leider schon wieder so gut wie durch – die Belastung und der Druck auf die Schuhe sind aber auch enorm hoch.
Außerdemhabe ich eben die zweite Hälfte meiner Kontakte bei Xing angeschrieben und wieder viel mit meinem besten Kumpel geschrieben. Mal schauen, ob die Aktion bei Xing was bringt.
Ich merke hier immer mehr, mit wir wenig ich eigentlich zurechtkomme und das ist gut so. Selbst wenn ich mal Geld haben sollte, brauche ich nicht wirklich viel, um über die Runden zu kommen.
Heute fiel mir bei einem Lied von den Toten Hosen auf, dass ich meinem Dad ähnlicher bin, als ich es manchmal wahrhaben will. Wer will schon gern so sein, wie sein Vater? Ich wollte nie so sein. Ich merke aber immer mehr, dass seine Grundeinstellung (für mich) richtig ist – aus meiner Sicht ziehe ich aber die richtigen Konsequenzen daraus, während er es nicht tut.
Gerade ist hier eine eigentlich ziemlich unverschämte aber auch sehr witzige Situation in der Gite. Es gibt nur ein großes Licht und niemand macht es aus. Außerdem ist auf der Bettseite gegenüber eine Familie, die ziemlich laut ist, was einer Dame links von mir, die die Nase sehr hoch trägt, ziemlich auf den Sack geht. Sie hat mir eben (vor 21 Uhr) schon zu verstehen gegeben, dass sie das Tütenrascheln meinerseits nicht so toll findet. Aber ich war sehr leise im Gegensatz zu der Familie, die zwar witzig ist aber laut.
Naja, jetzt ist das Licht aus und ich schlafe auch mal. Achso, noch eine kurze Story von heute: da war so ein Typ, der ein wenig aussah wie ein Samurai. Er hatte auch zwei Pilgerstäbe und hat mit denen beim Gehen immer wieder „gerudert“. Das sah witzig aus. Irgendwann hat er mich überholt und ein Tempo an den Tag gelegt wie kein anderer. Ich hab mich drangehängt – so ein Pace-Maker ist, wenn man über 50km zurücklegen will, gar nicht schlecht. Irgendwann hat er jedoch „aufgegeben“ und an einem See eine Pause eingelegt und danach habe ich ihn nicht mehr gesehen. Schade eigentlich, er war ein guter Pacemaker. Gute Nacht.
Landschaftlich hat der Jakobsweg für alle etwas zu bieten – er bietet nämlich vor allem eins: Abwechslung
[/timed]
[timed ondate=“20170910″]Tagebucheintrag von Donnerstag, den 10.09.2015:
Tag 56, La Romieu – Eauze, 47km – ca. 300hm
Heute war wieder ein Tag, an dem ich eines dieser Tiefs hatte, die ich nicht beschreiben kann. Die Beine wollten nicht, die Schulter hat wehgetan, der Fuß hat geschmerzt. Immer, wenn ich Schmerzen habe, fängt auch der Kopf an, Probleme zu machen. Dennoch habe ich es durchgezogen. Das Wetter hat mir dabei geholfen – es wurde im Laufe des Tages immer besser. Die letzten zwei Stunden habe ich mit Steffen telefoniert und alles war wieder gut. Keine Zeit mehr zu schreiben, hier schlafen alle schon und es ist dunkel. Gute Nacht.
Diese Wegmarkierung steht weit entfernt von Santiago und dennoch merkt man bereits hier, dass man sich DER Stadt nähert
Mit diesem Eintrag endet die achte Woche meines Tagebuchs.
[accordian class=““ id=““] [toggle title=“Hol‘ dir jetzt dein kostenloses Exemplar meines e-Books!“ open=“no“]
Trag‘ dich jetzt für meinen Newsletter ein und hol‘ dir damit dein kostenloses Exemplar meines e-Books
Basiswissen Wanderausrüstung – Dein Ratgeber für die Auswahl von Rucksack, Kleidung und Co.
So wirst du zum Ausrüstungs-Profi!
[/toggle] [/accordian]
Hier erscheint jeden Tag ein neuer Tagebucheintrag aus der siebten Woche meiner 88-tägigen Reise auf dem Jakobsweg. In dieser Woche habe ich an 5 von 7 Tagen einen Tagebucheintrag geschrieben.
In der siebten Woche habe ich folgende Strecken zurückgelegt:
Falls du gerade erst auf mein Tagebuch stößt, findest du hier die Einträge aus den anderen Wochen:
Der neuste Tagebucheintrag steht jeweils unten. Du kannst meinem Kopf beim Rattern und Springen von A nach B zusehen – viel Spaß dabei.
Ich habe ab und an ein Produkte verlinkt. Wenn Du über diese Links einkaufst, unterstützt du meine Arbeit an WanderVeg.de – für dich bleibt der Preis natürlich der gleiche.
[timed ondate=“20170828″]Tagebucheintrag von Freitag, den 28.08.2015:
Tag 43, Le-Puy-en-Velay – Saugues, 41km – ca. 1.180hm
Kein Tagebucheintrag
In Le-Puy-en-Velay merkte ich direkt, dass ich an einem beliebten Startpunkt für die Reise nach Santiago angekommen bin – nur noch knappe 1.500km (über den Camino del Norte etwas mehr…
[/timed]
[timed ondate=“20170829″]Tagebucheintrag von Samstag, den 29.08.2015:
Tag 44,Saugues – Les Estrets, 39km – ca. 570hm
Entschuldigung liebes Tagebuch, aber irgendwie hat das gestern nicht mit uns geklappt. Ich habe dich vergessen, obwohl ich die Zeit gehabt hätte.
Gestern bin ich von Le Puy nach Saugues gegangen. Am Ende des Tages hat sich die Strecke gezogen wie Kaugummi. Außer ein paar wenigen, kurzen Gesprächen gab es auch keinen Kontakt zu Pilgern. Das war heute ganz anders – gleich am morgen tauchten am Supermarkt ohne Vorwarnung Amy, Ross und Damian auf. Damit war für jeden offensichtlich der lauteste der Gruppe. Er hat mich ein wenig an einen Freund erinnert, der Spaß daran hat, alles und jeden ziemlich laut zu begrüßen – für mich wäre das eine riesengroße Überwindung. Aber so kamen wir gleich ins Gespräch und Damian fragte mich, ob ich mich der kleinen Gruppe anschließen möchte – eine Einladung, die ich dankend angenommen habe.
Es war ein schöner Tag mit den Dreien. Wir haben gute Gespräche geführt und es war erfrischend, mit zwei Australiern und einer Amerikanerin unterwegs zu sein. Trotzdem hat es mich am Ende des Tages weitergezogen, was auch daran gelegen hat, dass die Drei die Variante „Luxus-Pilgern“ für sich gewählt haben und in teureren Hotels unterkommen, wo sie auch die Verpflegung in Anspruch nehmem. Aber von teuren Hotels hatte ich in Deutschland bereits genug und die meisten Restaurants bieten mir keine besonders große Auswahl.
Es hat mir riesig Spaß gemacht. Jeder der drei hat seine ganz eigene Story. Ross war schon ein bisschen älter und gesetzter, hatte es aber geschafft,von seiner Einstellung her jung und alternativ zu bleiben. Er treibt viel Sport und liebt das Reisen. Reisen ist einfach ein gutes Rezept, um jung zu bleiben.
Damian ist studierter Geologe und hat Anfangs in diesem Bereich mit einem Job viel Geld verdient. Nach der Scheidung von seiner Frau hat er gemerkt, dass Geld für ihn nicht so wichtig ist. Er hat sich selbstständig gemacht und reist jetzt um die Welt, wann immer es möglich ist.
Letztlich noch Amy, deren Story meiner am nächsten kommt. Sie war auch im Vertrieb, hat ebenfalls in ihrem Job nicht das gefunden was sie sucht und hat deshalb alles hingeschmissen und reist jetzt erstmal. 5 Wochen Peru, dann Europa inkl. des Jakobsweges und danach nach Südostasien. Beeindruckend.
Ich stelle hier fest, dass mein Englisch ziemlich gut ist. Ich verhedder mich ab und an in den Zeitformen aber das ist egal – alle verstehen mich und ich verstehe 99% der Kommunikation.
Der Abschied heute war zwar nicht super leicht aber doch viel leichter als der von Michael. Anscheinend kann man sich auch an Abschiede gewöhnen und sie werden einfacher. Oder die Zeit mit Michael war intensiver. Auch wenn Englisch kein Problem ist, ist Kommunikation in der Muttersprache eben doch einfacher und intensiver.
Ich bin gespannt, wen ich noch so treffen werde und freue mich schon darauf! Nach langen Tagen der Einsamkeit treffe ich jetzt immer häufiger Pilger und es fängt an, interessant zu werden.
Heute bin ich in der Herberge in Les Estres mit einem französischen Pärchen. Mal schauen, wie das was die 33,5km morgen bringen. Ich freue mich drauf.
Der Tag mit Ross, Amy und Damian (v. links nach rechts) war eine tolle Abwechslung
[/timed]
[timed ondate=“20170830″]Tagebucheintrag von Sonntag, den 30.08.2015:
Tag 45, Le-Puy-en-Velay – Aubrac, 42km – ca. 700hm
Heute war ein wirklich guter Tag. Morgens habe ich Simon aus Belgien wieder getroffen, den ich schon gestern Abend kurz kennengelernt habe. Er hat, aus meiner Sicht etwas naiv, unter freiem Himmel übernachtet und war heute morgen komplett durchgefroren. Ihm ging es ähnlich wie mir im Camper. Zum Aufwärmen habe ich ihn, bevor wir uns voneinander verabschiedet haben, auf einen Kaffee eingeladen. Er hat sich danach ein Hotel mit Bett und warmer Dusche gesucht, weil er in der Nacht kaum ein Auge zugemacht hat.
Ich habe mal wieder mehr Strecke gemacht als geplant und bin 8km weiter gegangen als geplant – bis nach Aubrac. Damit habe ich den höchsten Punkt meiner Reise jetzt hinter mir. Die heutige Etappe war traumhaft schön – tolle Single-Trails, geniale Landschaften, sattgrüne Wiesen (mit Kühen) und ganz viel Sonne. Es hat einfach gepasst.
In Aubrac schlafe ich in einem alten Turm. Das ist echt spannend. Der erste Schlafsaal war bereits sehr voll, weshalb ich mich dagegen entschieden habe. Außerdem habe ich immer die Sorge, jemanden zu stören, wenn ich früh aufstehe oder ähnliches, weshalb ich einfach in den komplett leeren Schlafsaal ausgewichen bin. In Spanien werde ich diese Wahl oftmals nicht mehr haben, deshalb genieße ich es gerade noch, ein wenig Privatsphäre zu haben.Solange nur Menschen unterwegs sind, die alterstechnisch meine Eltern sein könnten, finde ich das nicht so schlimm, alleine zu schlafen.
Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal um halb 10 im Bett gelegen hab aber ich bin hier immer totmüde. Gute Nacht.
Neue Artikel warnen vor einer Überbevölkerung auf dem Jakobsweg – die gab es selbst 2015 schon 😉
[/timed]
[timed ondate=“20170831″]Tagebucheintrag von Montag, den 31.08.2015:
Tag 46, Aubrac – Estaing, 41km – ca. 400hm
Die Hälfte ist geschafft. Heute habe ich wieder 40km zurückgelegt von Aubrac nach Estaing. Das war ein ganzes Stück Arbeit. Und dabei hab ich meinen Emotionen freien Lauf gelassen. Ich habe geschrien und mich selbst angefeuert, nachdem ich mich einen Berg hochgekämpft hatte. Ich habe alles rausgelassen, was drin war. Ein absolut befreiendes Gefühl, das richtig gut tat.
Danach ging gleich mein Wunsch ans Universum in Erfüllung Menschen zu treffen, die in meinem Alter sind und mit denen ich mich unterhalten kann. Die Story ist kitschig und unglaublich zugleich – ich habe mir unterwegs à la Hape gewünscht: „Liebes Universum, ich will einen oder mehrere Weggefährten, egal ob männlich oder weiblich, die in meinem Alter, also zwischen 25 und 35 sind und eine Sprache sprechen, die ich verstehe.“
Zack – zwei Stunden später waren sie da. Maarten, Charlotte und Ornella (sie ist Spanierin, ich kann den Namen weder aussprechen noch wirklich schreiben). Die drei sind super nett, Maarten hat einen ähnlichen Background wie ich. Er ist ebenfalls in der Heimat, in Nijmegen in den Niederlanden, losgegangen und hat ebenfalls seinen Job geschmissen. Das hat er aber nicht getan, weil er ihn scheiße fand, sondern einfach weil er „andere Träume hat“. Nach dem Camino geht er wieder für drei Monate in die Heimat um anschließend ein Jahr in Australien Work and Travel zu machen. Er ist echt cool. Ein entspannter Typ par excellence. Ich glaub ich schließe mich den drei morgen an – einen Gang runterschalten. Und entspannen. Und sowieso…
Auf dem Jakobsweg hat die Morgenstund‘ wirklich Gold im Mund
[/timed]
[timed ondate=“20170901″]Tagebucheintrag von Dienstag, den 01.09.2015:
Tag 47, Estaing – Le Soulié, 20km – ca. 400hm
Heute war ein ganz besonderer Tag. Ich bin heute morgen relativ spät aufgestanden, habe mich vor meinem Frühstück mit Maarten, Charlotte und Ornella verabredet und dann in aller Ruhe gefrühstückt Das war um 7 Uhr. Mit den dreien habe ich mich um 9 Uhr verabredet.
Weil ich so viel Zeit hatte, habe ich in der Herberge das Geschirr abgetrocknet. Die meisten lassen ihr Geschirr einfach in der Spüle bzw. dem Abtropfgitter stehen, was aber problematisch werden kann, wenn das Ding bis zum Bersten gefüllt und kein Platz mehr da ist. Eine Dame, die ich später in der Donativo wieder getroffen habe, hat sich mehrmals dafür bedankt.
Danach bin ich dann zum Dorfzentrum, um im Supermarkt schon mal ein paar Sachen für den Tag einzukaufen. Dann startete meine ganz persönliche Geduldsprobe – es hat also einen Niederländer, eine Französin und eine Spanierin gebraucht, um mir zu zeigen, wie ungeduldig ich eigentlich bin. Typisch deutsch stand ich, überpünktlich, schon um 8:50 Uhr vorm Supermarkt und hab gewartet. Als die drei um 9:05 Uhr noch nicht da waren, wurde ich langsam nervös. Um 9:10 Uhr wollte ich bereits eine Nachricht schreiben, dass ich schonmal vorgehe und wir uns unterwegs sehen – mir war jedoch bewusst, dass ich sie nicht mehr sehen würde, wenn ich allein losziehe. Mein Tempo und die Strecken, die ich für normal erachte, wollen viele gar nicht an einem Tag zurücklegen. Also nahm ich alle Geduld zusammen, die ich irgendwie aufbringen konnte und wurde um 9:30 Uhr dafür belohnt. Die Drei bogen gut gelaunt und scherzend um die Ecke und wir setzten uns erstmal in ein Café, um vor dem Start noch einen Espresso zu uns zu nehmen.
Die Geduld hat sich jedoch gelohnt: Der Tag mit den Dreien war cool, wir hatten viel Spaß, haben das Erreichen der 1600km-Marke und damit der Hälfte meines Weges gefeiert und viele gute Gespräche geführt. Es ist schön, mit so offenen Menschen im gleichen Alter unterwegs zu sein. Maarten hat einen faltbaren Hoolahoop Reifen dabei, der der Blickfang und das Gesprächsthema für jeden vorbeiziehenden Pilger ist. Auch ich habe mich mehr schlecht als recht daran versucht. Maarten beherrscht die Kunst des Hoolahoopens wie kein Zweiter (mir bekannter).
Ich habe heute zum ersten Mal, abgesehen von den Pausentagen, weniger als 20km zurückgelegt. Das lag vielleicht auch an der mehrstündigen Mittagspause – aber es hat riesig Spaß gemacht und sich wirklich gelohnt.
Ich habe beschlossen in die gleiche Unterkunft zu gehen wie die drei – eine Donativo, also eine Unterkunft in der man auf Spendenbasis das bezahlt was man möchte oder kann. Als Charlotte mit dem Hausherrn der Donativo telefoniert hat und gesagt hat, dass ich Veganer bin, hat er rumgescherzt, dass sie Karotten haben und sie mir so viel Wein einflößen, bis ich alles esse. Das fand ich zu diesem Zeitpunkt noch wenig witzig und ich sah bereits mein Abendessen schwinden, da in solchen Donativos oft Wert darauf gelegt wird, dass alle gemeinsam das Aufgetischte essenZum Glück war meine Sorge unberechtigt und es kam alles anders. Trail Angel at it’s best. Unglaublich wirklich.
Wir kamen an und das ganze Grundstück ist nur darauf ausgelegt, dass Pilger hier übernachten. Es hat ein bisschen was von Hippie-Dasein aber ist mehr als sympathisch. Als ich Charlotte gebeten hab nochmal als Übersetzerin mit dem Hausherren das Essen zu thematisieren, ist seine Frau ins Gespräch eingestiegen und meinte direkt: „Don’t worry, everything is prepared.“ Everything bedeutete in dem Fall: ein drei-Gänge-Menü mit vielen Extras für die Vegetarier und Veganer.
Es war ein toller Abend und hat sich angefühlt, als wären wir in einer großen Familie:vor dem Essen gab es in der hauseigenen „Kapelle“ einen sehr modernen „Gottesdienst“, bei dem der Hausherr immer wieder vom gütigen Gott gesprochen hat, der nicht auf unsere Sünden blickt sondern einfach Liebe verbreitet und jeden so akzeptiert, wie er ist. Anschließend haben wir alle gemeinsam an einer riesigen Tafel gegessen (es waren mind. 20 Pilger da), dabei hat jeder erzählt wo er oder sie losgegangen istund wohin es geht. Nicht alle gehen den kompletten Weg bis Santiago. Danach wurde noch die Gitarre ausgepackt. Das war der krönende Abschluss.
Der Besitzer hat Geld von einer verstorbenen Tante geerbt und das Geld in dieses Anwesen investiert. Es ist wirklich der Hammer. Diese Gastfreundschaft und Freundlichkeit ist überwältigend und mir so bisher echt unbekannt. Es ist schwer das in Worte zu fassen. Neben normalen Hütten zum Schlafen gab es auch eine Jurte, in der ich mit Maarten und ein paar anderen Männern geschlafen habe. Weil wir so spät dran waren, muss ich mir eine Matratze mit Maarten teilen aber als Pilger wird man schnell genügsam. Maarten ist großartig, ich mag ihn sehr.
Der ganze Tag war eine geniale Erfahrung. Überwältigend und nicht in Worte zu fassen. Ich habe das Universum gebeten, mir Weggefährten zu schicken und es hat mir so viel mehr geschickt. Danke, merci y muchas gracias!
1.600km geschafft! Ein unglaubliches Gefühl, das noch viel unglaublicher ist, wenn man es mit anderen teilen kann.
[/timed]
[timed ondate=“20170902″]Tagebucheintrag von Mittwoch, den 02.09.2015:
Tag 48, Le Soulié – Conques, 16km – ca. 750hm
Kein Tagebucheintrag
Gruppenbild mit Charlotte, Ornella und Maarten. Es war super mit den Dreien unterwegs zu sein und wir hatten eine wirklich gute Zeit – umso schwerer war der Abschied…
[/timed]
[timed ondate=“20170903″]Tagebucheintrag von Donnerstag, den 03.09.2015:
Tag 49, Conques – Linvinhac-le-Haut, 23km – ca. 500hm
Gestern bin ich nicht mal mehr dazu gekommen, einen Tagebucheintrag zu machen. Wir sind von der tollen Donativo in Le Souilé nach Conques gegangen, haben also nur 15km zurückgelegt.
Conques war Ornellas Ziel und auf ihre Zielerreichung mussten wir natürlich anstoßen. Da es ziemlich heiß war und wir alle ziemlich hungrig waren, hat bereits das erste Bier gewirkt und nach dem Zweiten war klar – wir werden die Nacht in Conques auf dem Campingplatz verbringen. Eine Freundin von Charlotte kam noch dazu und Camille, ein Pole, den wir immer wieder getroffen hatten. Wir hatten eine gute und lustige Zeit mit ein paar Bieren am Pool und einem schönen Abend im „Restaurant“. Es war gut zu hören, dass es sich nicht nur für mich so anfühlt als seien wir schon ewig zusammen unterwegs. Die anderen hatten genau dieses Gefühl auch.
Die anschließende Nacht im Zelt war besser als gedacht und heute morgen sind wir ziemlich spät los, um zunächst einmal etwas zum Essen zu kaufen und einen Kaffee zu trinken. Danach haben wir uns dann unfreiwillig von Charlotte und ihrer Freundin getrennt (wegen einer Weggabelung) und Maarten und ich sind allein weiter.
Wir haben viel gequatscht und viel gelacht über den gestrigen Tag und sind gerade auf dem Campingplatz in Livinhac-le-Haut angekommen, wo wir jetzt was essen, uns frisch machen und dann den letzten Abend mit Charlotte und ihrer Freundin verbringen, bevor es uns dann morgen wohl endgültig „auseinanderreißen“ wird. Der Abschied wird schwer aber es war meine bisher beste Entscheidung mich den Dreien anzuschließen.
Der Camino bildet das „normale Leben“ im Schnelldurchlauf ab – es ist eine Gefühlsachterbahn, die riesig Spaß macht. Ich liebe diese Erfahrung schon jetzt – und es ist gerade mal die Hälfte rum. Außerdem ist es witzig, langsamer unterwegs zu sein, weil man so immer wieder die gleichen Menschen trifft. Der Betreiber des Campingplatzes meinte, dass heute morgen ein Deutscher, der aus Köln losgegangen ist, den Campingplatz verlassen hat. So sehe ich vielleicht in den nächsten Tagen einen „echten Weggefährten“. Es bleibt also spannend…
Der Abend war wirklich toll. Wir haben Charlotte und ihre Freundin in der Gite besucht, um gemeinsam zu Abend zu essen und dabei viele alte Gesichter wiedergesehen. Die Gespräche waren gut, der Wein ebenfalls uns wir haben viel gelacht. Genau so soll es sein.
Lavendel gibt’s in Frankreich mehr als genug – er hilft gegen jeden Pilgergeruch mit einem großartigen Dufterlebnis 😉