Der Minimalismus hat nicht nur in meinem Alltag Einzug gehalten, sondern auch in Bezug auf meine Wanderausrüstung. Vor meinem Jakobsweg stand fest, dass ich meinen Job kündige und Sport studieren werde. Student sein ohne regelmäßiges Einkommen bedeutet vor allem eines: Alles, was überflüssig ist, muss raus. Genau das war die Vorgabe bei der Planung meines Rucksackinhalts (zur Packlickste hier entlang) für meine dreimonatige Reise auf dem Jakobsweg. Weniger Gewicht bedeutet mehr Strecke pro Tag und weniger Schmerzen. Deshalb setzen wir heute gemeinsam deine Ausrüstung auf Diät und werfen den ein oder anderen überflüssigen Begleiter über Board, damit du leichter unterwegs bist.
Dieser Artikel wurde erstmals am 28. August 2016 veröffentlicht. Ich habe ihn am 11. April 2018 überarbeitet und ergänzt.
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Mit diesen 8 Tipps bist du leichter unterwegs
Weniger Gewicht bedeutet für die meisten Pilger auch weniger Schmerzen und damit mehr Zeit für das Wesentliche: die Beschäftigung mit sich, mit Mitpilgern, mit der tollen Landschaft und mit dem Weg. Deshalb schnapp‘ dir deine Ausrüstung und verpass‘ ihr eine Diät, um leichter unterwegs zu sein.
Tipp 1: Nimm nur das Nötigste mit
Beim Niederschreiben des ersten Tipps dachte ich: „Dieser Tipp ist zu trivial, um ein Tipp zu sein.“ Dabei ist er die Grundlage dafür, dass deine Ausrüstungs-Diät ohne Jojo-Effekt funktioniert. Während der Vorbereitung auf meine Reise fand ich schnell heraus, dass es sehr schwer ist, nur das Nötigste mitzunehmen. Brauche ich dieses und jenes wirklich? Kann ich nicht auch xyz dafür benutzen? Erfüllt die bereits vorhandene Ausrüstung noch ihren Zweck? Diese Fragen lassen sich nur individuell beantworten. Dennoch empfehle ich jedem, der mit dem Rucksack unterwegs ist, seine Ausrüstung auf Diät zu setzen. Bei längeren Touren zählt jedes Gramm. Für mich hat sich das Prinzip „Probieren geht Hand in Hand mit studieren“ bewährt. Beobachte aufmerksam, was du unterwegs wirklich brauchst und was nach zwei Tagen ganz unten im Rucksack versauert. Auch für zukünftige Touren sind das wichtige Informationen.
Um beim Packen darauf zu achten, dass nur das Nötigste den Weg in den Rucksack findet, hat sich für mich folgende Vorgehensweise bewährt:Hinterfrage jeden Ausrüstungsgegenstand 3 Mal. Wenn du dir unsicher bist, frage dich, was das Schlimmste ist, was passieren kann, wenn du ihn nicht dabei hast? Denkst du, ohne diesen Gegenstand in Situationen geraten zu können, die deine Gesundheit und/oder die Gesundheit anderer gefährden könnten, ist die Antwort eindeutig: Ab in den Rucksack damit! Ist das nicht der Fall, lass‘ diesen Teil der Ausrüstung zu Hause.
Tipp 2: Kauf deinen Rucksack eine Nummer kleiner
Wenn du Platz in deinem Rucksack hast nutzt du ihn auch aus. Einen Rucksack halb leer zu lassen fällt den meisten von uns schwer. Kauf den Rucksack einfach eine oder sogar zwei Nummern kleiner. Wenn du in der Klasse „65 Liter“ spielst, versuch es mit einem Rucksack der 55 Liter-Klasse. Oder sogar in der mit 45 Litern? Ich selbst war mit 34 + 6 Litern drei Monate lang auf dem Jakobsweg unterwegs. Ich hatte kein Zelt dabei, habe aber drei paar Schuhe in den Rucksack gepackt. Mit dem Kauf eines kleinen Rucksacks zwingst du dich selbst dazu, Tipp 1 zu befolgen.
Tipp 3: Kauf unterwegs ein
Proviant ist schwer. Wenn möglich, schleppe nicht alles mit sondern gehe unterwegs immer wieder einkaufen. Viele Lebensmittel sind mehrfach verpackt – lasse die Packungen direkt im Supermarkt oder noch besser: kauf‘ einfach ohne Verpackung ein. Gerade bei Obst und Gemüse ist das oft kein Problem. Beim Aufbrauchen deines Proviants arbeite dich vom Schwersten zum leichtesten durch. Achte außerdem auf eine gute Gewicht-Kalorien-Relation: in dieser Kategorie spielen Nüsse in der Champions-League!
Tipp 4: Haushalte klug mit Wasser
Auf dem Jakobsweg ständig 5 Liter Wasser mit dir herumzuschleppen wäre nicht klug. Im Hochsommer bei 30°C ohne einen Schluck Wasser aufzubrechen ebenfalls. Wieviel Wasser du zu Tagesbeginn dabei hast ist also von vielen Faktoren abhängig. Generell lohnt es sich Wasser (und Essen) im Körper und nicht in deinem Rucksack zu transportieren. Dennoch solltest du nie ohne Wasservorrat auf den Weg starten.
Trinken ist wichtig. Hör deshalb auf deinen Körper und trinke, bevor du Durst bekommst. Da du nachts durch Schwitzen Flüssigkeit verlierst, trinke gleich nach dem Aufstehen mind. ein, besser zwei Gläser Wasser oder Tee. So kannst du mit einem positiven Wasserhaushalt auf den Weg starten. Weiterhin ist es sinnvoll, eine Trinkflasche (ich nutze eine Flasche von Nalgene) mit mind. einem Liter Wasser mitzunehmen, den du immer als „Reserve“ dabei haben solltest. Ans Trinken erinnert werde ich vom Trinkschlauch, den ich auf Brusthöhe befestige.
Tipp 5: Nutze das Zwiebelprinzip für dich
Kluge Köpfe toben sich in der Produktentwicklung aus, um die Ausrüstung noch ein bisschen funktioneller, besser und manchmal auch leichter zu machen. Das macht es für uns als Nutzer einfacher, mit möglichst wenig Gewicht unterwegs zu sein, erhöht jedoch die Komplexität. Das Zwiebelprinzip ist weit mehr als einfach nur viele Schichten übereinander anziehen. Viel wichtiger als die Anzahl der Schichten ist ihre Funktion. Nutze das Zwiebelprinzip klug für dich und kombiniere die richtigen Kleidungsstücke miteinander. Jedes Stück, dass von seiner Funktion her nicht zu deiner persönlichen Zwiebel passt, kann zu Hause bleiben. Mehr Infos dazu findest du in meinem kostenlosen e-Book – das erhältst du hier!
Tipp 6: Fang beim Kauf von Ultraleichtausrüstung mit der schwersten Ausrüstung an
Du hast noch keine Ausrüstung und beginnst bei Null? Dann empfehle ich dir, gleich auf das Gewicht deiner Schätze zu achten. Ich hatte den Luxus genau das tun zu können. Oftmals ist es auch eine finanzielle Frage, wieviel Gramm du wirklich sparen kannst, denn Ultraleicht-Ausrüstung ist oft teurer als „herkömmliche“ Ausrüstung.
Hast du hingegen bereits Ausrüstung, möchtest aber dennoch Gewicht reduzieren, empfehle ich einen Blick auf die schweren Ausrüstungsgegenstände: deinen Rucksack, deinen Schlafsack, deine Isomatte und dein Zelt (falls du eines dabei hast). Hier lassen sich schnell mehrere hundert Gramm sparen, die sich eindeutig bemerkbar machen! Mein Rucksack wiegt weniger als 500g, mein Schlafsack ist mit knappen 350g ein absolutes Leichtgewicht und es gibt Zwei-Personen-Zelte, die weniger als 2kg wiegen. Oft lässt sich bei Auktionsplattformen oder Verkaufsgruppen in sozialen Medien das ein oder andere Schnäppchen machen.
Tipp 7: Barfußsschuhe
Bei Tipp 2 habe ich geschrieben, dass ich drei Paar Schuhe in einem 34 + 6 Liter Rucksack dabei hatte. Kam dir das nicht etwas komisch vor? Wenn du mich kennst, musste es dir nicht komisch vorkommen. Du weißt, dass ich ein „Barfußjünger“ bin, seitdem ich auf meiner Reise beschwerden- und blasenfrei damit unterwegs war. Das waren viele meiner Mitpilger nicht. Barfußschuhe sind leichter als konventionelle Schuhe und um einiges flexibler – so lassen sie sich perfekt im Rucksack verstauen. Falls Barfußschuhe gar nicht dein Ding sind oder du aus anderen Gründen darauf verzichtest, probiere doch mal das Wandern in Multifunktionsschuhen oder Trail-Laufschuhen aus.
Du tust deinen Füßen einen Gefallen, wenn du auch mal barfuß unterwegs bist. Falls du Barfußschuhe mal ausprobieren möchtest, erhältst du mit dem Gutscheincode XVIC-DOAL-50KO 10% auf deinen Einkauf im Onlineshop von Vivobarefoot! Mehr zum Thema Barfußwandern findest du in diesem Artikel.
Tipp 8: Gib mir das letzte Hemd…ähm…Gramm
Du willst mit deiner Ausrüstung um das letzte Gramm feilschen? Werde kreativ. Dazu ein paar Denkanstöße:
- Die meisten Rucksackbänder sind viel zu lang. Kürze sie, wenn du den Rucksack richtig eingestellt hast und sorge mit Hilfe eines Feuerzeugs dafür, dass sich die Bänder nach dem Abschneiden nicht aufdröseln können. Du weißt nicht, wie du deinen Rucksack richtig einstellst? Das und noch viel mehr erfährst du in meinem kostenlosen e-Book. Lad‘ es dir jetzt runter!
- Nutze Probepackungen von Kosmetika, wie es sie beispielsweise immer wieder in Starterbeuteln von Lauf- und Triathlonveranstaltungen gibt. Nimm Seife mit statt Duschgel in der Plastikflasche. Sie hält länger und wiegt meist nicht so viel, wie eine volle Flasche Duschgel.
- Reiß aus deinem Reiseführer die Seiten mit den Wegbeschreibungen heraus, die du bereits hinter dir gelassen hast. Papier ist schwer und so lässt sich schnell viel Gewicht einsparen.
Und zum Abschluss noch drei Varianten für die richtigen Grammjäger:
- Kürze deine Zahnbürste
- Schneide die Zettelchen aus deiner Kleidung heraus
- Schneide deine Isomatte auf deine Körperform zu
Weiterführende Informationen
Ich habe in Stefan Dapprichs Buch eine Menge über Ultraleicht-Trekking gelernt und blättere regelmäßig darin herum. Ich kann dir „Trekking Ultraleicht“ also wärmstens empfehlen, wenn du noch mehr über das Thema erfahren möchtest. Unter http://www.ultraleicht-trekking.com/ findest du ein Forum zum Austausch mit anderen Ultraleicht-Trekkern.
Hallo, leider wird meine Email Adresse nicht akzeptiert. Würde das eBook gerne downloaden.
Vielen Dank und viele Grüße
Guten Tag!
Wunderbare Blogbeiträge. Sie bieten Informationen für jeden einzelnen Menschen. Danke, dass Sie diese Tipps mit uns teilen. Ich hoffe, bald mehr informative Beiträge von Ihnen zu lesen.
Herzliche Grüße,
Simon Brocher Köln
Das sind wirklich gute Tipps zur Ausrüstung. Beim Feilschen um die letzten Gramm musste ich aber auch lachen. Ich habe nie darüber nachgedacht, meine Zahnbürste zu kürzen. Wenn man alle Tipps beherzigt, kommen aber sicher ein paar Gramm zusammen. Und man darf auch nicht vergessen, dass du damit Platz schaffst. Halbe Zahnbürste hin oder her, sie wiegt nicht nur weniger, sie nimmt auch weniger Platz im Rucksack ein.
Danke für den Blog Eintrag, das hat bereits einige meiner Fragen beantwortet. Für mich am interessantesten ist:
1. Barfußschuhe sind, ok. Super, muss ich mich nicht umgewöhnen. 👍 Müssen die über den Knöchel gehen? Meine Feelgrounds (Knit) tun das nämlich nicht. Dafür sind sie sehr leicht und trocknen auch schnell, weil sich eben nix vollsaugen kann. 🙈
2. Habt ihr Tipps für vegane Wandersocken? Merino soll zwar das beste sein aber ist eben auch mit Tierleid verbunden.
3. Bei Kosmetika hab ich noch einen Tipp: feste Produkte sind leichter und kompakter. Zuhause hab ich festes-Shampoo, Stück-Seife, Deo-Creme und Zahnputztabs. Für meine Packliste hab einfach nur an Stück-Seife und Zahnputztabs gedacht. Mit den Worten vom Seifenhändler meines Vertrauens: Aleppo Seife beste – kannst du nehmen für Haare, Körper, Hände, Geschirr, Wäsche, Putzen… 😅
4. Rucksack, Schlafsack und Klamotten muss ich mir noch besorgen. Der Tipp, die gleich in leicht zu besorgen ist super. 👍 Für Tipps bin ich dankbar. War letztens im Sportgeschäft ziemlich lost. 😅
5. Vegan Pilgern soll ja auch gut möglich sein. Wie waren da so eure Erfahrungen?